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Angebotsrisiken am Ölmarkt nehmen zu

14.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte sich dank steigender Aktienmärkte seit gestern etwas erholen. WTI handelt bei 58 USD je Barrel, Brent bei 53 USD je Barrel und damit drei Dollar fester. Wir sind der Meinung, dass der massive Preisrückgang bei Rohöl um 90 USD oder mehr als 60% innerhalb von vier Monaten mit Angebots- und Nachfrageveränderungen allein nicht mehr erklärt werden kann, sondern stark spekulativ getrieben ist. Nach einer Übertreibung nach oben gibt es nun ein Unterschießen des Marktes. Zu bedenken ist, dass die IEA trotz der gestrigen Abwärtsrevision noch immer von einem Nachfrageanstieg in diesem und im nächsten Jahr ausgeht. Im Gegensatz dazu fällt das Angebot. Die OPEC hat die Fördermenge Ende Oktober um 1,5 Mio. Barrel pro Tag gekürzt. Aller Voraussicht nach dürfte sie Ende des Monats um weitere 1 Mio. Barrel pro Tag kürzen. In Russland fallen die Ölexporte seit Anfang November um 25% und dürften sich beim derzeitigen Ölpreis von 50 USD für russisches Öl der Sorte Urals und einem Exportzoll von 39 USD kaum erholen.

Dazu kommt der Produktionsrückgang in bestehenden Feldern, welcher kaum durch Neuinvestitionen ausglichen werden kann, weil diese beim derzeitigen Ölpreisniveau zurückgestellt werden. Das Cantarell-Ölfeld in Mexiko soll nach Angaben des staatlichen mexikanischen Ölkonzerns Pemex Ende 2009 nur noch 700 Tsd. Barrel pro Tag an Rohöl fördern. Verglichen mit Anfang 2008 ist das fast eine Halbierung. Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche nur um 22 Tsd. Barrel und damit deutlich weniger als erwartet. Deutlich gesunkene Importe waren für den geringen Lageraufbau verantwortlich. Obwohl die Raffinerien weniger Rohöl verarbeiteten und die Auslastung zurückging, stiegen die Benzinlagerbestände überraschend deutlich um knapp 2 Mio. Barrel, was auf eine schwache Nachfrage nach Benzin hindeutet.

Die Lagerbestände bei den Destillaten stiegen um 516 Tsd. Barrel. Der starke Anstieg der Benzinvorräte konnte den Ölpreis gestern nicht mehr zusätzlich belasten. Dennoch überwiegen kurzfristig wegen der starken Fokussierung des Marktes auf die Nachfrage weiter die Abwärtsrisiken, so dass ein erneuter Test der gestrigen Tiefstände wahrscheinlich ist.


Edelmetalle

Gold konnte sich dank steigender Aktienmärkte von den gestern verzeichneten Tiefständen deutlich erholen und bis auf 740 USD je Feinunze steigen. Zuvor war der Preis aufgrund des festeren Dollar und des gesunkenen Ölpreises bis auf ein 3-Wochentief von 700 USD gefallen. Gold lässt somit weiterhin die klassischen Eigenschaften vermissen, welche es sonst als sicheren Hafen in Krisenzeiten auszeichnen. Wir führen diese Anomalie auf die derzeitige Präferenz der Finanzinvestoren zurück, statt Gold lieber Liquidität in US-Dollar zu halten. Mittel- bis langfristig stehen die Zeichen weiter auf einen deutlich steigenden Goldpreis.

Wie in den vergangenen Tagen erwähnt, ist die Minenproduktion in den wichtigsten Produzentenländern mit Ausnahme von China rückläufig. Die Minenproduktion in China könnte in Zukunft durch den Staat absorbiert werden und somit gar nicht mehr auf den Markt gelangen. Der Verband der chinesischen Goldproduzenten, -händler und –einzelhändler empfiehlt nämlich, den Anteil von Gold in den Reserven auf einige Tausend Tonnen zu erhöhen, fünf bis sechs mal mehr als die derzeitigen 600 Tonnen. Aktuell macht Gold damit weniger als 1% der chinesischen Devisenreserven aus, welche sich per Ende September auf 1.900 Mrd USD beliefen.


Industriemetalle

Eine kräftige Erholung der Wall Street in den letzten Handelsstunden und damit einhergehende Kursgewinne an den asiatischen und europäischen Aktienmärkten geben den Metallpreisen Auftrieb. Dazu stützen weitere Nachrichten über Produktionskürzungen. So hat der weltweit viertgrößte Nickelproduzent Xstrata aus der Schweiz gestern bekanntgegeben, zwei seiner Nickelminen in Kanada aufgrund des Preisverfalls und hoher Produktionskosten vorzeitig zu schließen. Beide Minen zusammen kommen auf eine Jahresproduktion von 8.200 Tonnen. Stattdessen soll die Produktion auf Minen mit geringeren Kosten verlagert werden. Die Entscheidung von Xstrata verdeutlicht eindrucksvoll, dass beim derzeitigen Preisniveau die Produktion von Nickel in Projekten mit hohen Kosten nicht mehr profitabel ist. Dies ist bei Nickel bereits für mehr als 50% der Produktionskapazitäten der Fall. Die Schließung dieser beiden Minen dürfte daher bei weitem nicht die letzte gewesen sein. Anhaltende Meldungen über Produktionskürzungen dürften den Prozess der Bodenbildung bei Nickel unterstützen. Es lässt sich bereits beobachten, dass sich der Preis schwer damit tut, trotz weiter zu fallen, obwohl die allgemeine Nachrichtenlage weiterhin eher schlecht ist.

Ähnliches gilt auch für Zink. Der kanadische Zinkproduzent Lundin Mining hat bekannt gegeben, zwei seiner Zinkminen in Portugal vorübergehend stillzulegen, bis sich die Lage am Zinkmarkt verbessert hat und bessere Preise zu erzielen sind.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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