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Öl und Metalle im Aufwind

22.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihren Aufwärtstend heute fort. Gestern legten sie bereits um 4% zu. Brent erreichte in der Nacht mit 49,6 USD je Barrel ein 3-Wochenhoch, WTI mit 49 USD je Barrel das höchste Niveau seit knapp vier Wochen, wobei zu letzterem auch ein Kontraktwechsel beitrug. Der Preisanstieg seit Ende letzter Woche erklärt sich mit der zunehmenden Erwartung, dass sich die OPEC bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche auf Produktionskürzungen verständigen wird.

Jüngste Kommentare des saudi-arabischen Ölministers und das Angebot seitens der OPEC an den Iran, seine Produktion nicht kürzen, sondern lediglich deckeln zu müssen, hatten diese Erwartungen geschürt. Letztendlich werden Saudi-Arabien und die mit ihm verbündeten Golfanrainerstaaten die Produktion voraussichtlich allein kürzen, allerdings unter der Bedingung, dass die anderen OPEC-Staaten ihre Produktion nicht ausweiten.

Dazu wäre aktuell ohnehin nur der Irak in der Lage, welcher sich noch nicht erklärt hat. Eine deutliche und dauerhafte Ausweitung der Ölproduktion in Libyen und Nigeria ist angesichts der weiterhin angespannten Sicherheitslage in diesen beiden Ländern unwahrscheinlich. Eine bahnbrechende Einigung auf Produktionseinschränkungen ist von der OPEC-Sitzung nicht zu erwarten.

Der Ölmarkt dürfte auch nach der OPEC-Sitzung noch für einige Zeit überversorgt bleiben, zumal die US-Ölproduktion schon bald wieder steigen wird. Dafür spricht nicht nur der kräftige Anstieg der Bohraktivität (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Der designierte US-Präsident Trump hat in der Nacht außerdem angekündigt, in seinen ersten 100 Amtstagen sämtliche Restriktionen für die US-Schieferöl-, -gas- und Kohleproduktion aufzuheben.


Edelmetalle

Der Goldpreis scheint sich für den Moment etwas stabilisiert zu haben und notiert heute Morgen weitgehend unverändert bei 1.215 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold 1.145 EUR je Feinunze. Neuerliche ETF-Abflüsse von 9,4 Tonnen gestern hatten keinen negativen Effekt auf den Goldpreis.

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Von ETF-Abflüssen unbeeindruckt zeigt sich auch Palladium, das am Morgen auf ein 3-Monatshoch von gut 735 USD je Feinunze steigt. Allein in den letzten drei Handelstagen wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs um 115 Tsd. Unzen reduziert.

Abflüsse gab es dabei vor allem aus den südafrikanischen Palladium-ETFs. Unterstützung erhielt der Palladiumpreis zuletzt seitens der spekulativen Finanzinvestoren. Denn im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen wurden die Netto-Long-Positionen bei Palladium laut CFTC-Statistik in der Woche zum 15. November um 38% auf ein 4-Wochenhoch ausgeweitet.

Nach Johnson Matthey hat auch der World Platinum Investment Council (WPIC) seine Schätzung für das diesjährige Angebotsdefizit am globalen Platinmarkt deutlich nach unten revidiert. Er erwartet jetzt noch ein Defizit von 170 Tsd. Unzen, nach 520 Tsd. Unzen zuvor. Die Revision führt der WPIC wie auch schon Johnson Matthey vor allem auf eine schwächere Schmucknachfrage in China zurück. Entgegen der Einschätzung von Johnson Matthey sieht der WPIC auch für 2017 ein Angebotsdefizit in der Größenordnung von 100 Tsd. Unzen. Dies wäre das sechste Defizitjahr in Folge.


Industriemetalle

Gemessen am LME-Industriemetallindex haben die Metallpreise gestern um 2,4% zugelegt. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Kupfer kostet zeitweise fast wieder 5.700 USD je Tonne. Zink übersteigt die Marke von 2.600 USD je Tonne und Aluminium verteuert sich auf rund 1.730 USD je Tonne. Die teilweise starken Preisanstiege der letzten Monate sorgen an vielen Metallmärkten für ein höheres Angebot.

Daten des International Aluminium Institute (IAI) zufolge wurde die globale Aluminiumproduktion im Oktober auf ein Rekordhoch von 4,986 Mio. Tonnen ausgeweitet. Dies waren 1,5% mehr als im Vorjahr. Mehr Aluminium wurde dabei sowohl in China als auch außerhalb Chinas produziert. Nach zehn Monaten liegt die globale Aluminiumproduktion nur 0,5% unter dem vergleichbaren Vorjahres¬wert. Da wir von weiteren Produktionsausweitungen in den nächsten Monaten ausgehen, dürfte auch auf Gesamtjahresbasis eine rekordhohe Menge Aluminium hergestellt werden.

Am globalen Kupfermarkt wurde das zur Jahresmitte bestehende Angebotsdefizit gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) weiter abgebaut. Nach hohen Überschüssen im Juli und August belief sich das saisonbereinigte Defizit in den ersten acht Monaten des Jahres demnach noch auf 93 Tsd. Tonnen. Da die Produktion von Kupfer seitdem weiter ausgeweitet wurde, vor allem in China, dürfte der globale Kupfermarkt mittlerweile ausreichend versorgt sein. Die ICSG-Daten zur Marktbilanz rechtfertigen unseres Erachtens nicht den zuletzt starken Preisanstieg von Kupfer.


Agrarrohstoffe

Die Prognoseeinheit Mars der EU-Kommission spricht in ihrem jüngsten Monatsbericht von Aussaatverzögerungen und Entwicklungsrückständen bei Wintergetreide, sieht die Lage aber noch innerhalb des normalen Rahmens. Während der normalen Aussaatzeit im späteren September und frühen Oktober erschwerte Trockenheit bei den wichtigen Anbietern Frankreich und Deutschland die Aussaat. Der starke Regen in der zweiten Oktoberhälfte verbesserte zwar die Feuchtigkeitsversorgung, sorgte aber auch für weitere Verzögerungen und Unterbrechungen bei der Aussaat. Frühe Kälte erschwerte zudem die Entwicklung der Pflanzen.

Problematischer ist die Situation dagegen bei Raps, wo Trockenheit v.a. in Frankreich, Deutschland und den Beneluxstaaten dazu führte, dass größere Flächen entweder nicht bestellt oder wieder umgebrochen wurden. Hier bezeichnet Mars den Start in die Saison als schwierig.

Für Zuckerrüben war 2016 nach Ansicht von Mars ein gutes Jahr. Den durchschnittlichen Ertrag in der EU schätzt Mars mit 73,8 Tonnen je Hektar über dem Niveau 2015 und dem 5-Jahresdurchschnitt. In Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich liegen die Erträge im langfristigen Trend, in vielen osteuropäischen Ländern deutlich darüber. Beim größten Produzenten Frankreich liegt der Ertrag wegen recht ungünstiger Witterungsbedingungen dagegen leicht unter dem 5-Jahresdurchschnitt.



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