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Edelmetalle Aktuell

02.10.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Angesichts eines auf unter 60,- $ je Barrel fallenden Ölpreises startete das gelbe Metall in die vergangene Woche mit Verlusten. Mit 582,- $ je Unze erreichte es aber bereits am Montagnachmittag sein Wochentief. Von diesem Niveau aus stieg es, als sich der Ölpreis schließlich stabilisierte, umgehend an und legte noch vor dem Börsenschluss in New York 10 Dollars zu. Eine zweite Welle brachte dann zur Wochenmitte hin weitere Gewinne und das Gold erreichte schließlich ein 17-Tageshoch bei 606,- $ je Unze. An dieser Stelle hatte das gelbe Metall den technischen Widerstand, den wir in unseren letzten Bericht erwähnt hatten, sogar leicht überschritten. Die nahezu vollständige Abwesenheit sowohl physischer, wie auch spekulativer Nachfrage, sorgte dann aber dafür, dass die Dynamik nicht beibehalten werden konnte. In der Konsequenz fiel die Metallnotierung dann wieder (erneut zusammen mit dem Ölpreis) und am Ende der Woche notierte das gelbe Metall wieder knapp unter der psychologisch wichtigen Marke von 600,- $ je Unze. Heute Morgen liegt der Preis zwar wieder etwas über diesem Niveau, trotzdem sind wir nicht davon überzeugt, dass die Ampel längerfristig auf Grün schaltet. Unsere Kollegen in Asien berichten nämlich, dass die physische Nachfrage auch weiterhin extrem schwach ist und dass auf der anderen Seite oberhalb des Marktes größere Mengen an Gold darauf warten, an die Scheideanstalten zum Zwecke des Recyclings zurückzugehen. Dazu kommt, dass auch der Ölpreis scheinbar Schwierigkeiten hat, sich über der Marke von 63,- $ je Barrel zu halten. Ohne einen Anstieg des schwarzen Goldes aber, dürfte es auch das gelbe Metall schwer haben, den Höchstkurs vom vergangenen Donnerstag zu überschreiten. Die Gefahr eines größeren Kursverlust besteht allerdings erst, wenn das Metall unter die Marke von 595,- $ je Unze fallen sollte. Im Moment scheint es weder eine Präferenz für die eine oder die andere Seite zu geben, kurzfristig ist deshalb ein Verbleib in der Handelsspanne zwischen 595,- $ und 606,- $ je Unze am wahrscheinlichsten. Sollte dieses Band aber nach oben oder nach unten verlassen werden, wäre dies ein ernst zu nehmender Hinweis auf die mittelfristige Entwicklung.

Bisher gab es noch keinen Nachrichten hinsichtlich der von den europäischen Zentralbanken im Rahmen ihres Abkommens im abgelaufenen Jahr endgültig verkauften Menge an Gold. Wir erwarten aber nach wie vor, dass diese Zahl deutlich unter den theoretisch möglichen 500 Tonnen liegen wird und das auch trotz einer, von der EZB für die vorletzte Woche berichteten, erneut relativ hohen Verkaufsmenge.

Während der Markt noch auf Hinweise für die weitere Entwicklung des Goldpreises durch die Bekanntgabe der Verkaufsmengen des letzten Jahres hofft, blicken einige der beteiligten Zentralbanken schon nach vorne: Die schwedische Riksbank gab bekannt, dass sie ihm nunmehr laufenden dritten Jahr des Abkommens, das am 27. September begonnen hat, noch einmal 10 Tonnen Gold verkaufen wolle. Die Schweden, die seit 2004 bereits 25 Tonnen Gold abgestoßen haben, planen während der fünfjährigen Laufzeit des aktuellen Zentralbankpakts die Abgabe von insgesamt 60 Tonnen des gelben Metalls. Die Erlöse sollen jeweils in festverzinsliche Wertpapiere angelegt werden.

Pierre Lassonde, Präsident von Newmont Mining, sagte in der letzten Woche, dass seine Firma inzwischen sämtliche, noch ausstehenden Termingeschäfte mit Fälligkeit im Jahr 2007 zurückgekauft habe. Auf diese Weise wolle man die positive Haltung des Unternehmens gegenüber dem Goldpreis unterstreichen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters rechnet Lassonde im nächsten Jahr vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher und politischer Spannungen mit einem Anstieg des Goldpreises auf über 700,- $ je Unze. Sollte er mit seiner Einschätzung Recht haben, wird seine Firma aber nur teilweise von der Entwicklung profitieren. Am Mittwoch gab diese bekannt, dass man für 2006 und 2007 angesichts des Ausstiegs aus der Goldförderung in Usbekistan und einer niedrigeren Ausbringung in Ghana und Peru mit deutlich geringeren Verkaufszahlen rechne. Im Jahr 2005 verkaufte Newmont noch 6,5 Millionen Unzen Gold, in diesem Jahr soll diese Zahl nun auf etwa 5,7 Millionen und im nächsten Jahr auf nur noch 5,4 Millionen Unzen fallen.

Harmony Gold, der fünftgrößte Produzent der Welt, gab ebenfalls am Mittwoch bekannt, dass man in den nächsten vier Jahren mit Hilfe neuer, ergiebigerer Lagerstätten die Produktionskosten von derzeit 433,- $ je Unze auf (immer noch teure) 350,- $ bis 400,- $ senken wolle. Die Produktion soll in diesem Zeitraum von 2,4 auf 3,5 Millionen Unzen ansteigen. Harmony ist der am wenigsten international diversifizierte unter den großen südafrikanischen Goldkonzernen. Über 90 Prozent des geförderten Goldes kommen aus dem Heimatland.

Russland wiederum gab für die ersten acht Monate dieses Jahres eine leicht fallende Goldproduktion bekannt. Die Menge, die sich aus der Neuproduktion und aus ausgebrachtem Recyclingmaterial zusammensetzt, fiel um 0,4 Prozent auf 101,69 t Tonnen.


  • Silber

Das weiße Metall hat sich wieder einmal zusammen mit seinen Schwestermetallen bewegt. Trotz andauernder Verkäufe an Investoren, vor allem in Form des in New York an der Börse notierten ETFs, scheint das Silber dabei nicht länger im Rampenlicht zu stehen. Nachdem es am Montag noch einen Tiefstkurs von 11,05 $ je Unze erreicht hatte, stieg es später bis zum Mittwoch auf 11,76 $ je Unze an.

Wie das Gold auch, was es aber nicht mehr Lage, diese Gewinne zu halten und fiel am Freitag schließlich auf 11,22 $ je Unze zurück, bevor sich dann noch einmal erholen konnte. Wir glauben nicht, dass die Volatilität in absehbarer Zeit nachlassen wird, für den Moment wird das Metall aber vermutlich trotzdem zwischen 11 und 12,- $ je Unze bleiben.


  • Platin

Das weiße Metall begann die vergangene Woche im Vergleich zum vorletzten Freitag etwas schwächer bei knapp über 1.130,- $ je Unze. Noch am Montag kam es dann zu einem kleinen Rückschlag, der den Tiefstkurs bei 1.123,- $ je Unze brachte. Der Kurswechsel beim Gold brachte dann allerdings umgehend wieder steigende Preise auch für das Platin. Zu keiner Zeit war dieses aber in der Lage gewesen, die Kursgewinne des gelben Metalls prozentual zu übersteigen. Der Höchstkurs wurde am Ende am Donnerstag mit 1.153,- $ je Unze verzeichnet und auch heute Morgen stieg die Notierung in Asien noch einmal auf dieses Niveau, ohne es allerdings zu übertreffen. Die Käufe in der letzten Woche kam in erster Linie von Spekulanten, industrielle Endverbraucher haben sich wieder einmal zurückgehalten. Sie hoffen noch immer auf einem Preisrückgang auf unter 1.120,- $ je Unze.

In der vergangenen Woche haben sich einige hundert Beteiligte am Platinmarkt in New Yorkim Rahmen der NYMEX-Platinwoche getroffen. Während die Stimmung bei Händlern und Produzenten angesichts der aktuellen Notierungen eher positiv ausfiel, waren naturgemäß die industriellen Endverbraucher deutlich unglücklicher. Sie verwiesen dabei nicht nur auf das aktuelle, ihrer Meinung nach zu hohe Preisniveau, sondern auch auf die exzessive Volatilität der Edelmetallnotierungen. Was den jeweiligen Ausblick anging, gab es von den unterschiedlichen Marktteilnehmern ganz unterschiedliche Vorstellungen zu hören: Während man sich beim Palladium noch einig war, dass das Metall das aktuelle Preisniveau nicht wirklich verdient hat, gingen die Meinungen bei Platin und Rhodium weit auseinander. Die Vertreter der Minengesellschaften schienen bezüglich der zukünftigen Entwicklung eher skeptisch zu sein; Banker und Händler dagegen äußerten sich in der Mehrzahl positiv. Sie verwiesen in erster Linie auf die steigende Nachfrage und geringe Vorräte. Wir würden nicht ausschließen, dass beide Seiten hier ihrer jeweiligen Positionierung das Wort geredet haben. Ganz sicher hat die kleine Anzahl der Platinminengesellschaften nicht generell etwas gegen hohe Preise, allerdings ist weder eine zu hohe Volatilität in ihrem Interesse, noch ein absolut gesehen zu hohes Preisniveau. Letzteres könnte nämlich dazu führen, das Platin und Co., wo immer möglich, substituiert werden. Die Vertreter der Bankenzunft wiederum müssen natürlich an die Investoren und Spekulanten denken, die eher an steigenden Preisen interessiert sind und sicher nichts dagegen hätten, wenn dieser Prozess möglichst schnell vonstatten ginge.

Wie so oft liegt die Wahrheit möglicherweise irgendwo in der Mitte. Langfristig gesehen schließen auch wir höhere Notierungen insbesondere für Platin und Rhodium nicht aus. Die Erklärung dafür ist in den immer schärferen Abgasvorschriften für Autos suchen. Kurzfristig jedoch und damit meinen wir bis zum Jahresende, glauben wir nicht, dass sich der Wert des Platins noch einmal über das Hoch vom Mai bei 1.340,- $ je Unze bewegen wird.

Auf der anderen Seite scheint es im Bereich zwischen 1.075,- $ und 1.125,- $ je Unze derart großes Kaufinteresse zu geben, dass wir weiter empfehlen, Preisrückgänge für ein Absichern des zukünftigen Bedarfs zu nutzen. Eine Kombination aus Terminkäufen und dem Verkauf von Put-Optionen könnte in diesem Umfeld die richtige Strategie sein.

Für den Rest dieser Woche sehen wir das Platin in einer Handelsspanne zwischen 1.120 $ und 1.160,- $ je Unze. Angesichts dessen, dass die ganze Woche über in China der Nationalfeiertag gefeiert wird und der Markt dann morgen auch hier in Deutschland geschlossen ist, dürfte die physische Nachfrage in diesen Tagen eher gering sein.

Anglo Platinum gab in der vergangenen Woche bekannt, dass sich die Kosten für die Unki Platinmine in Zimbabwe auf mehr als 200 Millionen Dollar verdoppeln würden. Allerdings würde, so Anglo, mit den höheren Investitionen auch die Produktion ansteigen. Die Inbetriebnahme der Mine verzögert sich dazu noch um ein Jahr auf 2008. Im Moment gibt es in Zimbabwe drei Platinminen. Die beiden anderen werden von Implats bzw. von Implats und Aquarius gemeinsam kontrolliert. Zimbabwe verfügt nach Südafrika über die zweitgrößten Reserven an Platinmetallen der Welt, allerdings wird eine nachhaltige Entwicklung der Erzvorkommen schon seit Jahren durch die politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in dem südafrikanischen Land behindert.


  • Palladium

Dank der Unterstützung der anderen Metalle konnte das Palladium die Gewinne, die es in der dritten Septemberwoche erzielt hatte, verteidigen und dies auch, obwohl es fundamental gesehen in keiner allzu guten Verfassung scheint. Am Ende lag die Notierung in einer engen Spanne zwischen 312 $ und 321 $ Dollar je Unze.

Für die kommenden Tage bezweifeln wir, dass das Palladium ein Eigenleben entwickeln kann und angesichts dessen, dass wir bei den anderen Edelmetallen im Großen und Ganzen eher eine Seitwärtsbewegung erwarten, dürfte sich auch beim Palladium nicht allzu viel abspielen. Die wahrscheinlichste Variante scheint derzeit ein Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 305 $ und 325 $ Dollar je Unze zu sein.

Wir empfehlen industriellen Endverbrauchern an dieser Stelle etwas Geduld und auf einen Rückgang der Preise unter die Marke von 300,- $ je Unze zu warten, bevor sie die Metallnotierungen für längere Zeit festmachen. Neben Käufen auf Termin käme dann auch hier der Verkauf von Put-Optionen in Frage. Der Verkäufer kann sich dabei die hohen Volatilitäten zunutze machen und die erzielte Prämie zur Verbilligung der laufenden Käufe heranziehen.


  • Rhodium

Die andauernde Zurückhaltung der industriellen Marktteilnehmer sorgte auch in dieser Woche dafür, dass Händler weitere Teile ihrer Pluspositionen schlossen. Die Notierung fiel dabei von dem in der letzten Woche erreichten Niveau bei 4.875,- $ auf 4.800,- $ je Unze zurück.

Angesichts dessen, dass der aktuelle Preis für die Industrie im Vergleich zur vorletzten Woche wieder deutlich attraktiver ist, ist nun ein Anziehen der Nachfrage nicht auszuschließen. Ein Anstieg der Notierung scheint deshalb möglich. Allerdings steht nicht zu erwarten, dass sie, wie ursprünglich von uns erwartet, rasch über die Marke von 5.000,- $ je Unze steigen wird. Offensichtlich gibt es dafür in der Industrie aktuell noch zu große Materialvorräte und die Verbraucher sind deshalb nicht gezwungen, zu "jedem" Preis zu kaufen.

Das Ruthenium legte auch in dieser Woche noch um einmal fünf Dollars zu und handelt jetzt bei 185,- $ je Unze. Wir sehen den Markt auch weiterhin als gut unterstützt an. Das Iridium hat sich in den letzten Tagen erneut nicht bewegt und handelt weiter bei 400,- $ je Unze.



© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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