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Neue Hochs bei Gold und Öl - man gewöhnt sich dran

16.10.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis haussiert weiter! Der Preis für Rohöl der Sorte WTI schloss gestern auf einem Rekordhoch von 86,13 USD, dies entspricht einem Anstieg von über 6 USD in den vergangenen 5 Handelstagen. Heute hat der Preis weiter zugelegt und notiert derzeit nur knapp unter 87 USD. Brentöl, das noch eher von den Spannungen an der türkisch-irakischen Grenze betroffen ist, legte sogar noch stärker zu und konnte gestern gar einen Anstieg von fast 3 USD an einem Tag verzeichnen. Der Markt hält einen Angriff der Türkei auf den ölreichen Nordirak für eine Bedrohung für die Ölversorgung in der ganzen Region.

Da der türkische Ministerpräsident Erdogan erst vergangene Woche ankündigt hat, dass keine sofortigen Aktionen geplant seien, glauben wir, dass der Markt derzeit masslos übertreibt. Jedoch locken der stetige Anstieg und die starke Preisdynamik bei Öl immer mehr Long-Spekulanten an, die mit einer Trend-Fortsetzung rechnen. Da die magische Marke von 100 USD je Barrel nun lediglich 15% vom derzeitigen Kurs entfernt ist und sich der Markt offensichtlich an die Kurse über 80 USD immer mehr gewöhnt, können wir weiteren Preisanstieg derzeit nicht ausschliessen. Die aktuelle Dollar-Schwäche trägt zu diesem Preisschwung zusätzlich bei. Die OPEC teilte mit, dass der fallende Dollar einen höheren Ölpreis rechtfertigt, da die OPEC-Länder ihr Öl in US-Dollar verkaufen, aber den Euro als Haupthandelswährung haben. Dies dürfte ein Thema auf dem nächsten OPEC-Treffen sein.

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Der weltweit größte Ölkonzern, Exxon Mobile, gab bekannt, dass die Benzinproduktion in der großen Beaumont Raffinerie in Texas am 12. Oktober um über 100 Tsd. Barrel täglich wegen außerplannmäßigen Schließung der Cracker-Einheit zurückging.

Im Schatten des Ölpreisanstiegs konnte gestern auch der Gaspreis in New York kräftig um knapp 7% zulegen und bei rund 7,5 USD je MMBtu schließen. Aus unserer Sicht verfügt Erdgas weiterhin über Nachholpotenzial gegegüber dem Ölpreis.


Edelmetalle

Die Goldhausse setzte sich auch am gestrigen Handelstag fort. Das Rekordniveau des Ölpreises und damit ausgelöste Inflationssorgen, Kursverluste an den Aktienmärkten und EUR/USD über 1,42 USD verhalfen dem Goldpreis zum Sprung über die 760er Marke. Die Goldminen-Indizes, die oft als Vorlaufindikator für die Goldpreisentwicklung gelten, haben den Anstieg nicht bestätigt und bleiben noch unter den Hochs von letzter Woche.

Das World Gold Council (WGC) kürzte gestern seine Prognosen für den Anstieg des Goldverbrauchs in Indien in diesem Jahr von zuvor 40% auf 15-25%. WGC erwartet nun, dass der Jahreskonsum bei 800-900 statt zuvor 1000 Tonnen liegen wird, weil das hohe Preisniveau die indische Schmucknachfrage, einen der wichtigsten Abnehmer für Gold, dämpft. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass der Goldpreis in indischen Rupien gerechnet noch 2% unter dem Hoch vom letzten Mai liegt und seit Jahresanfang nur 5% statt 17% auf Dollar-Basis zugelegt hat, dürfte der Einfluss auf die phyischen Nachfrage durchaus noch geringer sein. Die Nachfrage ist im 4. Quartal in Indien besonders hoch begünstigt durch die Vielzahl der Feste sowie der Hochzeit- und der Erntesaison.



Industriemetalle

Auf dem 17. Kongress der Chinesischen Kommunistischen Partei spricht man vom "Aufbau einer harmonischen Gesellschaft", d.h. einer ökologischeren und nachhaltigeren Wirtschaftsentwicklung statt dem Wachstums um jeden Preis. Zwar sind die bisherigen Versuche der Regierung, mit restriktiven Maßnahmen und Zinsanhebungen das Wachstum zu drosseln, allesamt gescheitert. Dennoch dürften die möglichen Einsparungen bei Energie- und Rohstoffverbrauch in den nächsten Jahren auf der Agenda sein.

Der Preise für Industriemetalle wurden gestern im Gegensatz zu Öl und Gold eher von den schwächeren Aktienmärkten in Mitleidenschaft gezogen und gaben im Tagesverlauf ihre vorherigen Gewinne wieder ab. Trotz der zuletzt steigenden Lagerbestände für Kupfer sowohl an der LME als auch in Shanghai – seit Anfang Oktober stiegen diese um jeweils rund 10.000 Tonnen– bleibt der Kupferpreis weiterhin stark über 8.000 USD je Tonne. Auch der Nickelpreis trotzt dem zuletzt massiven Aufbau der Lagerbestände. Wir glauben, dass die Preise trotz des günstigen technischen Bildes bald zurückgehen, bei Kupfer rechnen wir in Kürze mit Preisen von 7.500, bei Nickel zwischen 25.000 und 30.000 USD je Tonne. Weiteres Potenzial besitzt dagegen unseres Erachtens Aluminium, weil auf dem gegenwärtigen Niveau der Preis durch dramatisch gestiegene Energiekosten starke Unterstützung erfährt.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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