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Rücksetzer am Ölmarkt nach US Lagerdaten

26.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die erstmals in sechs Wochen wieder gestiegenen Rohöllagerbestände und die Wiederaufnahme der Produktion im nigerianischen Bonga Feld setzten den Ölpreis gestern unter Druck. Nach der Veröffentlichung der Daten gab der Ölpreis rund 4 Dollar nach, bevor er sich dank des schwächelnden Dollar nach der Fed-Sitzung wieder bei gut 135 Dollar etabilieren konnte. Mit einem Anstieg der Rohölvorräte von 803 Tsd Barrel gegenüber Vorwoche war vor allem die "Headline"-Zahl des Lagerbestandsberichts positiver als erwartet, wobei diese noch immer gut 6% unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt liegen.

Die Mitteldestillate lagen mit einer Zunahme um 2,8 Mio Barrel ebenfalls über dem Konsens, während die Benzinvorräte mit einem geringfügigen Rückgang im Rahmen der Erwartungen lagen. Die Benzinnachfrage zog zwar gegenüber der Vorwoche an. Dies ist aber für diese Jahreszeit üblich und sie bleibt damit gut 2,5% hinter dem Vorjahr zurück. Gestern äußerte der Vorsitzende der Cambridge Energy Research Associates vor einem Ausschuss des US-Kongress die Einschätzung, dass die Benzinnachfrage in den USA 2007 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben und in den kommenden Jahren eher nachgeben dürfte.

Die EIA legte gestern auch ihren jährlichen langfristigen internationalen Ausblick IEO 2008 vor. Dabei wird noch einmal deutlich, dass der Haupttreiber für die Energienachfrage in den kommenden Jahren der Nachholbedarf der Schwellenländer ist: Während die EIA in den OECD Ländern im Zeitraum 2005 bis 2030 mit einem Anstieg des Energiebedarfs um 19% rechnet, wächst der Bedarf außerhalb der OECD um 85%. Grundsätzlich rechnet man mit weiter hohen Ölpreisen, weshalb auch die Bedeutung von Öl als Energielieferant leicht von aktuell 36% auf 33% fallen wird.

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Auf kurze Sicht dürfte der Ölpreis auf hohem Niveau weiter volatil bleiben. Der Streik der Angestellten bei Chevron in Nigeria, der heute in den dritten Tag geht, aber bislang noch nicht zu Produktionsausfällen geführt hat, hält die Spannung am Markt, zumal die Nähe zu 150 Dollar Marke ebenfalls nach oben zieht.

Erdgas der Sorte Henry Hub gab gestern deutlich nach und fiel zurück auf 12,7 Dollar je MMBtu. Heute werden auch die Lagerbestände für die Woche zum 20. Juni veröffentlicht. Der Konsens rechnet mit einem Aufbau um 95 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Die Edelmetalle, die im gestrigen Handel zunächst ebenfalls deutlich verloren hatten, konnten vom unter Druck geratenen Dollar profitieren. Gold Fields gibt überraschend bekannt, dass für den Zeitraum April-Juni mit einer Outputsteigerung von 4,5% gegenüber Vorquartal zu rechnen sei. Bislang war lediglich mit einem Zuwachs von 2 bis 3% gerechnet worden. Vor allem die Erwartungen in Südafrika werden übertroffen, während der Output in den internationalen Minen stagniere. Trotz dieser überraschend positiven Daten bleibt die Angebotssituation am Goldmarkt angespannt und unterstützt einen hohen Preis.

Anglo American Plc überdenkt seine Pläne für das Unik Platinminen-Projekt in Zimbabwe, nachdem der politische Druck nach den jüngsten Vorfällen nochmals steigt.


Industriemetalle

Gestern tendierten die Metallpreise mehrheitlich seitwärts. Kupfer kann das höhere Niveau von rund 8400 Dollar je Tonne halten. Aus China wird zwar ein nach wie vor hoher Bedarf vor allem aus dem Energiebereich berichtet. Dennoch: die Nettoimporte Chinas sind seit März sinkend. Und aus Sambia ist zu hören, dass die Produktion im laufenden Jahr um 15% auf 600 Tsd. Tonnen steigen soll. Wir halten an unserer Einschätzung fest, dass der Kupferpreis in den kommenden Monaten korrigieren wird.

Dagegen sind die Aluminiumpreise durch die stark steigenden Kosten gut unterstützt: Die Preise für Alumina, Vorprodukt zu Aluminium, haben nach der von Alcoa deklarierten "Höheren-Gewalt"-Klausel stark angezogen. Das indische Unternehmen Nalco konnte für seine jüngsten Tender eine Preissteigerung von 32 Dollar je Tonne erzielen. Der Preis lag bei 457 Dollar je Tonne. Alcoa hatte am 10.Juni gemeldet, dass Lieferungen aus ihrer Mine in West Australien nach dem Ausfall des Gasterminals in Gefahr wären.

Die Zinkpreise fielen gestern zurück auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2006. Neben den steigenden Lagerbeständen belastete gestern die Nachricht, dass der drittgrößte chinesische Zinkproduzent, Sichuan Hongda, gestern seine Produktion nach dem Erdbeben zu 20% wieder aufgenommen hat.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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