Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland (2,6% BIP-Anteil) belastet zum x-ten Mal … - Frau Yellen auf ...

16.04.2010  |  Folker Hellmeyer
Griechenland (2,6% BIP-Anteil) belastet zum x-ten Mal … - Frau Yellen auf Abwegen …

EUR/USD eröffnet heute bei 1.3545 (07.40 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3523 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 92.75, EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 125.60, während EUR-CHF bei 1.4335 oszilliert.

Das Thema Griechenland ist der Dauerbrenner. Man könnte auch sagen: … und ewig grüßt das Murmeltier.

Dieses kleine Land mit der ökonomischen Signifikanz Bayerns, dem ein klarer Rettungsplan von den Staaten der Eurozone und dem IWF gestiftet wurde, womit ein Staatsbankrott auf absehbare Zeit ausgeschlossen ist, bewegt unsere Freunde in London und New York. Nahezu alles andere tritt dahinter zurück …

Einige Lemminge in Europa folgen diesem Zug ähnlich wie vor einem Jahr bei der Attacke dieser Londoner und New Yorker Klientel gegen Österreich. Chapeau! "Food for thought!"

Diese Protagonisten agieren, als ob das Thema Staatsbankrott weiterhin imminent sei, was definitiv auf absehbare Zeit unrealistisch ist.

Wir haben ein "Treasury Aktuell" im Februar verfaßt und sachlich aufgeklärt, daß Griechenland mit einer Quote von 30% der Steuereinnahmen, die für Zinszahlungen auf die Staatsschuld gezahlt werden müssen, gerade einmal in die Gefahrenzone eines Staatsbankrotts rutscht. Erst über 40% ist dieser Weg unausweichlich.

Griechenland hat mittlerweile drei Sparprogramme verfaßt, deren Umsetzung aktuell läuft und die von der EU-Kommission mit Argusaugen begleitet wird. Mithin wird hier massiv agiert, um diesen Prozeß in Richtung eines Bankrotts umzukehren.

Was für Griechenland gilt, gilt auch für weitere Defizitsünderländer der Eurozone. Die Probleme werden adressiert. Die EU-Kommission bellt nicht, nein, sie beißt! Dieser Umstand ist neu. Den könnte man am Devisenmarkt abfeiern. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, daß in der Eurozone diese aus einem konjunkturellen Hintergrund herrührenden Defizite nun strukturell bereinigt werden. Nein, diese belastbaren Fakten werden ignoriert. Viele Europäer folgen den Ideen aus NY und London. Genau in diesen Zentren wurden die letzten beiden großen Krisen per 2002 und 2007 durch massivste Fehleinschätzungen geboren.

Es ist an der Zeit, daß der Führungsanspruch dieser Zentren vor diesem Hintergrund offensichtlich mangelnder fachlicher Kompetenz auf einen sachlichen Prüfstand gestellt wird.

Wer latent Unbill über den Rest der Welt bringt, sollte die Konsequenzen aus diesem Verhalten umfänglich genießen. Vertrauen verdienen diese Herrschaften auf keinen Fall. Hier gibt es offensichtlich eine Konsequenzlücke.

Frau Yellen (Fed) sagte, daß sich die USA auf dem Weg zu einer problematischen Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP befänden (USA Ende 2010 circa 94% des BIP versus Griechenland 115%). Hier stimmen wir absolut zu. Wir freuen uns ob dieser Realitätsnähe. Das gilt um so mehr, als daß Präsident Obama eine Fortsetzung der Budgetdefizitpolitik bis zum Jahr 2020 vor gut drei Wochen ankündigte. Das ist der Elefant im Porzellanladen!

Frau Yellen führte weiter aus, daß die Situation der USA nicht mit der Griechenlands vergleichbar sei, wobei sie die Situation in den USA weniger prekär einstuft. Diese Sichtweise ist gefährlich. Die sich nach den Planungen der Regierungen weiter zuspitzende US-Budgetsituation (Neuverschuldung USA 2010 1.561 Mrd. USD, 2011 1.300 Mrd. USD … 2020 700 Mrd. USD) betrifft die größte Ökonomie der Welt. Das von hier ausgehende Ungleichgewicht hat eine völlig andere Signifikanz als das adressierte Problem Griechenlands, eines Landes mit der ökonomischen Bedeutung Bayerns.

Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen aus den USA zu. Der Gesamteindruck war uneinheitlich.

Positiv entwickelten sich die Einkaufsmanagerindices. Der "NY Fed Manufacturing Index" legte per April überraschend stark von zuvor 22,9 auf 31,9 Punkte zu. Die Konsensusprognose war bei 24,0 Punkten angesiedelt. Der Auftragsindex stieg von 25,4 auf 29,5 Zähler. Der Beschäftigungsindex verbesserte sich von 12,4 auf 20,3 Punkte.
Open in new window


Der Philadelphia Fed Survey lieferte per April einen Anstieg von zuvor 18,9 auf 20,2 Punkte Hier lag die Prognose bei 20,0 Zählern. Die Subindices spiegelten das positive Gesamtbild partiell. Der Auftragsindex legte von 9,3 auf 13,9 Punkte zu. Dagegen sank der Beschäftigungsindex von 8,4 auf 7,3 Zähler.

Open in new window


Auch vom US-Wohnimmobilienbereich erreichten uns positive Nachrichten. Der "NAHB-Index" nahm unerwartet deutlich von zuvor 15 auf 19 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit September 2009. Trotz dieser Freude ob dieses Anstiegs bleibt festzuhalten, daß das neutrale Niveau bei 50 Zählern noch weit entfernt liegt und sich von daher das rezessive Bild nicht adhoc auflöst. Genau diese Tatsache verdeutlicht der beigefügte langfristige Chart.

Open in new window


Der "TIC"-Report per Februar muß hier der Vollständigkeit halber abgearbeitet werden. Per Februar kam es angeblich zu Kapitalzuflüssen in Höhe von 47,1 Mrd. USD. Der Vormonatswert wurde von +19,1 auf +15,0 Mrd. USD revidiert.

Wenden wir uns damit den enttäuschenden Daten aus den Vereinigten Staaten am gestrigen Tage zu.

Die Arbeitslosenerstanträge per Berichtswoche 10.4.2010 nahmen unerwartet stark von zuvor 460.000 auf 484.000 zu. Marktbeobachter hatten einen Rückgang auf 440.000 unterstellt. Wir erlauben uns darauf zu verweisen, daß in den US-Bundesstaaten, ob Kalifornien, Illinois oder New Jersey, um einige zu nennen, Haushaltskatastrophen dominieren, die dazu führen, daß öffentliche Dienstleistungen massivst eingeschränkt werden. Schulschließungen in erheblichem Maße gehören auch dazu. Mithin erreicht die Arbeitslosigkeit den öffentlichen Sektor auf Bundesstaatenebene.

Open in new window


Die US-Industrieproduktion per Berichtsmonat März nahm um nur 0,1% zu. Analysten hatten einen Anstieg um 0,7% im Monatsvergleich unterstellt. Der Vormonatswert wurde von +0,1% auf +0,3% revidiert, so daß das aggregierte Ergebnis für die Zweimonatsperiode weniger problematisch zu bewerten ist. In der Folge dieser Entwicklung nahm die Kapazitätsauslastung von zuvor 73,0% auf 73,2% zu.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3250-80 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"