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UK Osborne übt sich … - US-Arbeitsmarkt im Fokus - der faule Zauber der ...

04.06.2010  |  Folker Hellmeyer
UK Osborne übt sich … - US-Arbeitsmarkt im Fokus - der faule Zauber der Volksbefragung!

EUR/USD eröffnet heute bei 1.2280 (06.50 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2153 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.70. In der Folge notiert EUR/JPY bei 112.90, während EUR-CHF bei 1.4060 oszilliert.

Der Euro bliebt volatil. Die Schwankungen sind in der gegebenen Bandbreite ausgeprägt und sind Ausdruck einer geteilten Sichtweise an den Finanzmärkten.

Die Kommentierungen insbesondere aus den USA und UK (unter anderem Capital Economics, IDEA) bleiben sehr fokussiert darauf, negative Entwicklungen in der Eurozone hervorzuheben und jedwede positive Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone klein zu schreiben und die USA und das Vereinigte Königreich mit Hoffnungsschimmer zu umgeben. Wir nehmen diese Form der Analyse zur Kenntnis.

Der britische Finanzminister Osborne bemühte sich, Öl ins Feuer der Eurodebatte zu gießen, indem er nach bilateralen Gesprächen mit chinesischen Partnern sagte, daß die Chinesen bezüglich der Eurozone sehr besorgt seien.

Die Chinesen hatten gerade erst gegenüber Vertretern der Eurozone ihre unveränderte Haltung zu Anlagen in der Eurozone klargestellt.

Osbornes Verhalten irritiert im höchsten Maße. Wir empfehlen dem britischen Finanzminister sich ein Beispiel an den Reformprogrammen Griechenlands zu nehmen. Die Neuverschuldung bei circa 13% des Vereinigten Königreichs per 2009 legt das zumindest nahe.

Wir fragen uns, welche Sorgen sich die Chinesen bezüglich Großbritanniens machen. Da war Osborne doch etwas schmallippig.

Weniger sinnlose Verbalakrobatik, die Nähe zur Hybris offenlegt, und mehr sinnvolle Aktivität bei nachhaltigen Reformen steht diesem "Europafreund" und international betrachtet "Greenhorn" besser zu Gesicht!

Heute steht der US-Arbeitsmarktbericht per Mai im Fokus. Der Markt antizipiert bei der Beschäftigungsentwicklung einen fulminanten Anstieg um 513.000 Jobs. Das klingt auf ersten Blick wie in einer Hochkonjunkturphase. Die Fakten liegen jedoch völlig anders.

Wie bereits im Vormonat (66.000 der 290.000 Jobs durch Volksbefragung) wirkt sich maßgeblich die aktuelle Volksbefragung (Census) nachhaltig am US-Arbeitsmarkt aus. Es werden für die Befragung temporär Jobs geschaffen, die aber keine Verbindung zur Konjunkturlage haben. Per Mai sind 420.000 neue Jobs der voraussichtlich insgesamt 513.000 Jobs dieser Volksbefragung geschuldet.

Einmal mehr wird deutlich, daß die US-Daten immer dann auf ersten Blick gut sind, wenn der Staat mitmischt oder interveniert. Mit selbsttragenden Konjunkturkräften hat das nichts zu tun!

Der Blick auf den Chart, der die US-Beschäftigungslage abbildet und ernüchtert, verdeutlicht, daß der US-Arbeitsmarkt gegenüber dem deutschen Pendant auch nicht ansatzweise mithalten kann.

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Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich der Eurozone übertraf per Mai die Konsensusprognose mit 56,2 Punkten (Prognose 56,0). Damit ergab sich die stärkste Geschäftsausweitung im Dienstleistungssektor seit August 2007! Auch Spanien liefert hier mittlerweile eine positive Kontribution. Laut diesem Index schaffen die Unternehmen in diesem Sektor das erste Mal seit Juni 2008 neue Stellen. Diese positiven Daten fielen einmal mehr unter den Tisch. Wir bedanken uns für die ausgesprochene Aufmerksamkeit aus London und New York.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone enttäuschten per Berichtsmonat April mit einem nicht erwarteten Rückgang im Monatsvergleich um -1,2%. Die Prognose lag bei +0,1%. Der Vormonatswert wurde jedoch von 0,0% auf +0,4% revidiert. Wir schließen eine positive Revision des aktuellen Aprilwert vor diesem Hintergrund nicht aus.

Im Jahresvergleich kam es nach einem Anstieg um 1,3% per März nun zu einem Rückgang um -1,5%.

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Der "ADP-Employment Report" lieferte gestern für den Sektor der US-Privatwirtschaft einen enttäuschenden Zuwachs von nur 55.000 Jobs. Analysten hatten hier 60.000 neue Jobs unterstellt.

Der Vormonatswert wurde dafür jedoch deutlich von 32.000 auf 65.000 nach oben angepaßt, so daß das Gesamtergebnis sogar die Erwartungen übertraf.

Der Chart verdeutlicht die Stabilisierung des US-Arbeitsmarkts. Eine fulminante Trendwende ist das jedoch definitiv nicht.

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Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich auf 453.000 (Prognose 450.000) nach 463.000 (revidiert von 460.000).

Hier ergeben sich keine neuen Erkenntnisse. Das Niveau der Anträge impliziert keine Trendwende am US-Arbeitsmarkt, sondern Stabilität auf dem schwachen Niveau mit leichten positiven Vorzeichen.

Um unsere Einschätzung tatsachengerecht zu belegen, bedienen wir uns eines Charts, der bis in die späten 60er Jahre zurückgeht.

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Der US-Auftragseingang verzeichnete per April einen Anstieg um 1,2% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei +1,8%. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von 1,1% auf 1,7% nach oben revidiert, so daß das aggregierte Ergebnis den Erwartungen entsprach.

Der produzierende Sektor der US-Wirtschaft ist das aktuelle Paradepferd der US-Wirtschaft. Dieser Sektor ist verzahnt mit der Weltwirtschaft und spiegelt damit mehr das markante globale Wachstum als die Gesamtlage der US-Binnenwirtschaft.

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Der ISM-Dienstleistungsindex stellte sich per Mai auf 55,4 nach zuvor 55,4 Punkten. Die Prognose lag bei 55,5 Zählern. Der Beschäftigungsindex (50,4 nach 49,5) legte das erste mal seit Beginn der Erholung auf ein Niveau oberhalb von 50 Punkten zu, das neu geschaffene Stellen impliziert. Das Gesamtniveau deutet weiterhin in Richtung soliden Wachstums in diesem Sektor.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach wie vor eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2130 - 1.2480 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

P.S.: Ich verabschiede mich für die nächsten zwei Wochen von Ihnen in den Urlaub. Meine beiden Kollegen Stephan Beilke und Frank Schaar werden Sie in diesem Zeitraum versorgen.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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