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Euro in leichtem Korrekturmodus nach markanten Gewinnen

17.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3325 (07.30 Uhr), nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3456 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.50 , während EUR-CHF bei 1.2860 oszilliert.

Derzeit steht am Devisenmarkt erst einmal eine leichte Korrektur der markanten Gewinne des Euros der Vortage auf der Agenda. Das ist technisch geboten und es ist Grundbedingung für eine nachhaltige Tendenz, da ansonsten Überhitzungserscheinungen drohen.

Heute steht einmal mehr der Euro im Mittelpunkt. Das Thema Schutzschirm wird von den Finanzministern erörtert. Finanzminister Schäuble hat sich dazu im Vorfeld deutlich eingelassen:

• Es gibt keine Notwendigkeit für eine aufgeregte Diskussion über den Rettungsschirm.
• Mittelfristig ist zu diskutieren, wie Mittel aus dem Rettungsschirm vollständig ausgeschöpft werden können.
• Bis zur Ratssitzung im März soll eine mittelfristige Lösung bei dem Rettungsschirm erfolgt sein.

Diesen Einlassungen ist sachlich nichts hinzuzufügen. Deutlich wurde bereits in der letzten Woche von Seiten der politischen Elite der Eurozone, dass der Euro und die Integrität der Eurozone nicht zur Disposition stehen.

Der Grundtenor des Forex Reports war in den letzten Monaten darauf ausgerichtet, dass die Bewertung der Reformländer durch den Finanzmarkt sachlich nicht angemessen war und ist. Aktuell ergibt sich ein attraktiver impliziter Beleg für diese Sichtweise bei der Betrachtung der Risikoaufschläge, die Portugal im Vergleich zum Libanon zu zahlen hat.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die politische Lage aktuell im Libanon sehr instabil ist und eine Lösung nicht erkennbar ist. Es ist weiterhin zu beachten, daß Portugal im Zweifelsfall der Schutzschirm der Eurozone zur Verfügung steht. Wir bedanken uns bei Rüdiger Janssen aus unserem Team für die nachfolgenden Details.

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Fakt ist, dass sich der Libanon im 5 Jahreslaufzeitband um 0,25% und im 10 Jahreslaufzeitband um 0,75% billiger refinanzieren kann. Wir nehmen diesen Bewertung zur Kenntnis und interpretieren dieses Ergebnis als Ausdruck dafür, dass die Markteffizienztheorie ein "alter Hut" ist.

An dieser Stelle gilt es auch die Ratingagentur Fitch zu "würdigen". Erst werden Reformen in Griechenland eingefordert. Dann wird das Reformland für erfolgreiche Reformen abgestraft. Das ist schon klasse. Zu den Fakten:
  • Griechenland übertrifft per 2010 sein Sparziel.
  • Die Neuverschuldung sank gegenüber 2009 von 30,9 auf 19,6 Mrd. Euro.
  • Der Rückgang stellte sich auf 36,5% statt der erwarteten 33,2%.
  • Die Staatsausgaben sanken um 9% statt der geplanten 7,5%.
  • Die Entwicklung der Steuereinnahmen verfehlte das anvisierte Ziel. Es kam "nur" zu einem Anstieg um 5,5% gegenüber den anvisierten 6,0%.

Die Ratingagentur Fitch hat die Bewertung Griechenlands von zuvor BBB- auf BB+ bei negativem Ausblick verändert. Damit bewegt sich Griechenland Einstufung auf "Ramschniveau". Wir nehmen diese Einwertung zur Kenntnis.

Aus Zeitgründen werfen wir nur einen kurzen Blick auf die Veröffentlichungen des letzten Freitags:
  • Per Dezember nahmen die Verbraucherpreise der Eurozone um 2,2% nach zuvor 1,9% zu. Die Inflation zwingt zu einer Neuausrichtung der EZB-Zinspolitik.

  • Per Dezember legten die Verbraucherpreise der USA im Monatsvergleich um 0,5% und im Jahresvergleich um 1,4% nach zuvor 1,1% zu. Die Preisentwicklung wird in den USA statistisch weich gezeichnet seit Intervention der Boskin-Kommission Anfang der 90er
    Jahre.

  • US-Einzelhandelsumsätze stiegen per Dezember im Monatsvergleich um 0,6% und im Jahresvergleich um 7,9% nach 7,5%.

  • Die US-Industrieproduktion legte per Dezember im Monatsvergleich um 0,8% zu. Damit stellte sich der größte Anstieg seit Juli 2010 ein. Die Kapazitätsauslastung nahm von zuvor 75,4% auf 76% zu.

  • Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan stellte sich auf enttäuschende 72,7 nach zuvor 74,5 Punkten. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu dem von uns als maßgeblich eingeschätzten "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index". Ergo messen wir diesem Wirtschaftsdatum weniger Bedeutung bei.

  • Die US-Lagerbestände erhöhten sich per November im Monatsvergleich um 0,2%. Der Absatz nahm um 1,2% zu. Ergo sank das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz auf 1,25 nach zuvor 1,27 Monatsumsätzen.

Die am Freitag veröffentlichten Daten implizieren eine Fortsetzung der positiveren US-Konjunkturentwicklung. Gleichzeitig wird eine verstärkte Preisinflation sowohl in der Eurozone als auch in den USA augenfällig.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3070 - 1.3100 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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