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Ist doch alles Gold, was glänzt?

23.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein deutlich festerer US-Dollar und ein Anstieg der Risikoaversion setzen die Ölpreise zum Wochenauftakt unter Duck. Auslöser war eine erneute Verschärfung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern, nachdem die Ratingagentur Fitch die Bonität Griechenlands am Freitag um drei Stufen gesenkt hat. Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent fällt daraufhin auf 110 USD je Barrel. Der WTI-Rohölpreis ist wieder unter die Marke von 100 USD gefallen. Aufgrund der negativen Korrelation zwischen dem Ölpreis und dem US-Dollar dürften die Ölpreise vorerst unter Druck bleiben. Zudem könnte es nach dem Preisrückgang seitens der Finanzanleger zu weiteren Positionsglattstellungen kommen, welche den Preis zusätzlich belasten.

Die Netto-Long-Positionen gingen in der entsprechenden Berichtswoche die dritte Woche in Folge um 21,5 Tsd. auf 212 Tsd. Kontrakte zurück. Das ist der niedrigste Stand seit über drei Monaten und damit seit Beginn der Unruhen in Libyen. Dennoch liegen die Netto-Long-Positionen noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Es besteht daher noch immer Korrekturpotenzial. Dazu passt auch, dass Hedgefonds, die in die Kategorie der spekulativen Finanzanleger fallen, von Mittelabflüssen berichten. Viele Hedgefonds setzten bis zuletzt mehrheitlich auf steigende Preise und könnten daher zu Positionsglattstellungen gezwungen sein.

Die anhaltenden Unruhen in Libyen und im Nahen Osten dürften einem starken Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Zudem ist die Nachfrage in Asien weiterhin robust. Der fünftgrößte Ölimporteur Südkorea meldet im April einen Anstieg der Rohölimporte um mehr als 8% gegenüber dem Vorjahr.

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Edelmetalle

Gold zeigt sich heute von seiner besten Seite und demonstriert eindrucksvoll, dass es kein "normaler" Rohstoff ist. Im Gegensatz zu den anderen Rohstoffen, die heute unter der schlechten Anlegerstimmung und dem starken US-Dollar leiden, steigt der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch bei rund 1.080 Euro je Feinunze. Die verwirrenden Aussagen der Euro-Funktionäre und die Abstufung Griechenlands durch die Ratingagentur Fitch schürt die Ängste der Anleger, die im Gold einen sicheren Hafen sehen. Im Gegensatz zu Silber, bei dem der größte ETF erneut Abflüsse um 51,6 Tonnen meldete, bauen die Anleger bei Gold ihre Bestände wieder auf. So hat der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, bereits für Freitag zum ersten Mal im Mai einen Anstieg der Bestände um gleich 10,6 Tonnen gemeldet.

Bei Silber hält dagegen die Anlegerskepsis an: In der Woche zum 17. Mai haben die Anleger ihre Netto-Long-Positionen erneut um über 11% auf 15.534 Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Februar 2010. Auch die chinesischen Käufer haben offensichtlich auf den jüngsten Preisanstieg bei Silber mit Rückhaltung reagiert. Die Silber-Importe im April sind im Vergleich zum März um 17% gefallen. Allerdings bleiben sie mit 220 Tonnen im langfristgen Vergleich hoch. Noch vor fünf Jahren war China ein großer Netto-Exporteur von Silber. Uns stimmt mittelfristig positiv, dass SHFE noch in diesem Jahr die Einführung Silber-Futures plant.


Industriemetalle

Die anhaltende Debatte um die Schuldenrestrukturierung in der Eurozone führt zu Verunsicherung der Anleger und stärkt gleichzeitig dem US-Dollar den Rücken. Auch ist der vorläufige Einkaufsmanagerindex in China im Mai auf den niedrigsten Stand seit zehn Monaten gefallen. Diese negative Kombination der Makrofaktoren setzt heute dem Metallsektor stark zu, wobei die Metallpreise auf breite Front nachgeben. Auch wurden vom chinesischen Zollamt die endgültigen Handelsdaten für April bekannt gegeben, die für die meisten Metalle eine Verlangsamung der Importe bei gleichzeitig steigenden Exporten attestierten.

So sind die Netto-Importe von Kupfer auf den niedrigsten Stand seit September 2008 gefallen. Bei Nickel dagegen hält die Importdynamik Chinas an, wobei die Netto-Importe in den ersten vier Monaten mehr als 26% über dem Vorjahr lagen. Dies hat aber auch mit der Preisdynamik im letzten Frühjahr zu tun. Der rasante Preisanstieg von 17.000 USD im Februar 2010 auf über 27.000 USD pro Tonne im letzten April hat die chinesischen Importe kollabieren lassen. Dies zeigt, dass die chinesischen Händler sehr preissensitiv sind und sich opportunistisch verhalten. Einzig stimmt uns zurzeit die stark eingetrübte Stimmung der Marktteilnehmer bei Metallen positiv.

Zum einen sieht man dies in dem massiven Rückgang der Anzahl der ausstehenden Kontrakte bei den LME-Metallen in den letzten Monaten. Zum anderen zeigt dies auch die Positionierung der spekulativen Finanzanleger an der COMEX: in der Vorwoche sind ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer auf lediglich 3.745 Kontrakte gefallen, den niedrigsten Stand seit Juni 2010.


Agrarrohstoffe

Die Märkte für Getreide und Sojabohnen stehen weiter unter dem Eindruck der ungünstigen Witterungsbedingungen in den USA und Europa. Die Aussaatverzögerungen bei Mais lassen es wahrscheinlicher werden, dass eine größere Fläche nun doch mit Sojabohnen anstatt mit Mais bepflanzt wird, da hier die Aussaat in der Regel etwas später stattfindet. Dies belastet die relative Preisentwicklung von Sojabohnen gegenüber Mais und Weizen. In einem generell für Rohstoffinvestments schwierigeren Marktumfeld erhöhter Risikowahrnehmung haben die spekulativen Finanzanleger ihren Optimismus bezüglich weiterer Preissteigerungen in der Woche zum 17. Mai zurückgenommen.

Die jüngsten CFTC-Daten zeigen insbesondere bei Weizen einen deutlichen Rückgang ihrer Netto-Long-Positionen. Gegenüber der Vorwoche haben sich diese auf 10,5 Tsd. Kontrakte mehr als halbiert. Zusätzlich dürften die optimistischen USDA-Ernteschätzungen zum Rückgang der Netto-Long-Positionen beigetragen haben.

Inzwischen allerdings dürften nicht wenige Marktteilnehmer wieder in das Lager derer zurückgekehrt sein, die auf künftige Preissteigerungen setzen. Denn die negativen Nachrichten bezüglich der Bedingungen für Wachstum und Aussaat von Weizen und Mais reißen nicht ab und haben in den letzten Tagen die Notierungen massiv steigen lassen. Die meistgehandelten Kontrakte für Weizen und Mais stiegen in einer Woche um knapp 100 US-Cents je Scheffel.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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