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US-Lagerdaten setzen Ölpreis unter Druck

25.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt am Morgen um 1% auf 111,5 USD je Barrel, nachdem das American Petroleum Institute gestern nach Handelsschluss einen geringer als erwarteten Rückgang der US-Rohöllagerbestände meldete. Diese gingen in der vergangenen Woche lediglich um 860 Tsd. Barrel zurück. Dagegen kam es bei Benzin zu einem deutlich stärker als erwarteten Lageraufbau um 2,4 Mio. Barrel. Zudem lasten die zunehmenden Beeinträchtigungen des Flugverkehrs in Europa auf der Stimmung.

Im April vergangenen Jahres waren in den von der damaligen Aschewolke betroffenen europäischen Ländern 70% der Flüge für mehrere Tage gestrichen worden. Daraufhin kam es nach Schätzungen der IEA in jenem Monat zu einem 20%-igen Rückgang der Kerosinnachfrage. Damals war der Ölpreis im Zuge dessen vorübergehend um 4% gefallen. Die psychologische Wirkung der Aschewolke dürften diesmal schwerer wiegen als die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ölnachfrage. Die japanischen Ölimporte sind im April um 14% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Hier dürften sich die Folgen des Erdbebens und Tsunamis negativ ausgewirkt haben, da viele Raffinerien des drittgrößten Ölverbrauchslandes aufgrund von Schäden vorübergehend geschlossen waren.

Der Ölpreis befindet sich derzeit in einer Seitwärtsspanne zwischen 108 und 115 USD je Barrel. Bei Preisrückgängen unter 110 USD je Barrel ist ein zunehmendes Kaufinteresse zu beobachten. Allerdings mangelt es derzeit auch an Impulsen für einen erneuten Anstieg in Richtung 120 USD je Barrel. Die Unruhen in Libyen und im Nahen Osten sind weitgehend im Preis verarbeitet. Der US-Dollar als zweiter wichtiger Preistreiber der vergangenen Wochen gewinnt derzeit an Stärke und wirkt damit tendenziell preisdämpfend. Der Ölpreis dürfte daher zunächst im unteren Bereich der genannten Spanne bleiben.


Edelmetalle

Der Goldpreis in Euro hat am Morgen mit 1.086 EUR je Feinunze ein neues Rekordhoch markiert. Auch gegenüber dem US-Dollar kann Gold zulegen und auf knapp 1.530 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit Anfang Mai. Die anhaltende Debatte um eine Umschuldung Griechenlands lässt die Anleger verstärkt Zuflucht im sicheren Hafen Gold suchen, was sich in einer starken Nachfrage seitens der ETF-Anleger widerspiegelt.

Der SPDR Gold Trust verzeichnete gestern erneut Zuflüsse von 5 Tonnen. Innerhalb von drei Handelstagen sind die Bestände des weltgrößten Gold-ETF somit um 23 Tonnen gestiegen. Die weiterhin niedrigen Realzinsen sprechen ebenfalls für eine robuste Investmentnachfrage. Der Goldpreis dürfte daher weiter zulegen.

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Auch die Nachfrage nach Goldschmuck dürfte hoch bleiben. Die Bombay Bullion Association rechnet für dieses Jahr im Falle einer guten Monsunsaison mit einem Anstieg der Goldimporte Indiens auf einen Rekordwert von 1000 Tonnen. Durch reichliche Monsunregenfälle steigen die Einkommen der Landbevölkerung, welche zu den wichtigsten Käufern von Goldschmuck im weltgrößten Goldnachfrageland zählt. Die Goldimporte im Mai sollen 40-50 Tonnen betragen und damit 30% niedriger ausfallen als im Vormonat. Dies dürfte mit der frühen Lage des Feiertages Akshaya Tritiya zusammenhängen, wodurch die Goldimporte im April entsprechend höher ausfielen.


Industriemetalle

Nach dem starken Rücksetzer am Vortag konnten sich die Basismetalle in der Breite gestern erholen. Kupfer notiert heute Morgen wieder bei gut 8900 USD je Tonne. Unterstützung gibt die überraschend positive Entwicklung der Neubauverkäufe in den USA, die Hoffnungen auf eine Erholung der Kupfernachfrage im zweitgrößten Verbrauchsland der Welt weckte. Noch entscheidender sind zweifellos die Tendenzen in China, dem mit Abstand wichtigsten Verbrauchsland. Hier deutet die jüngste Lagerentwicklung auf eine Belebung der gemäß offiziellen Zahlen der Internationalen Copper Study Group (ICSG) im Januar/Februar eher schleppenden impliziten chinesischen Nachfrage.

Zum einen sind die Lagerbestände in Shanghai im März/April um 60 Tsd. Tonnen abgebaut worden. Zum anderen scheint der noch bis Ende April zu beobachtende kräftige Vorratsaufbau in den asiatischen LME Lagerhäusern ein Ende gefunden zu haben. Ohnehin stellt sich die Frage, ob die von der ICSG berechnete implizite Nachfrage, die sich aus Produktion zuzüglich Nettoimporten berechnet, durch den Abbau von versteckten Lagerbeständen nach unten verzerrt sein könnte.

Auf jeden Fall sprechen die nach der Korrektur deutlich unter den Shanghaier Preisen notierenden LME Preise dafür, dass chinesische Unternehmen ihren Bedarf wieder verstärkt am internationalen Markt decken, der angesichts der im Fünf-Jahresplan 2011-15 vorgesehenen vielen Neubau- und Infrastrukturprojekte hoch bleiben dürfte.


Agrarrohstoffe

Die Notierung an der LIFFE in Paris für den meistgehandelten Weizenkontrakt mit Fälligkeit November 2011 gab im gestrigen Tagesverlauf um 1,4% auf 241 EUR je Tonne nach. Neben negativen Vorgaben aus den USA wurde auch die Vorhersage für erlösenden Regen in wichtigen Anbaugebieten Frankreichs vom Markt verarbeitet. Dennoch bleibt die Sorge, dass die bereits lang anhaltende zu trockene Witterung irreversible Schäden angerichtet haben dürfte. Schätzungen belaufen sich auf eine Einbuße in der Größenordnung von 7-12% bei der Weizenernte in Frankreich und Deutschland.

Dagegen scheint der Markt optimistisch zu sein, dass der russische Exportstop nicht über das bisher angesetzte Ende im Juli hinaus ausgedehnt wird. Mit dieser Forderung treten russische Getreidehandelsfirmen immer wieder an die Regierung heran. Sollten Exporte erst später wieder zugelassen werden, fürchten sie einen internen Preisdruck, der die Neuaussaat von Weizen im Herbst unattraktiver machen würde.

Das USDA schätzt das Exportvolumen Russlands in 2011/12 auf 10 Mio. Tonnen nach nur 4 Mio. Tonnen in der Vorsaison und gut 18 Mio. Tonnen in den beiden Vorjahren. Die diesjährige Weizenernte Russlands wird auf 51-53 Mio. Tonnen taxiert. Sie würde damit noch immer ca. 10 Mio. Tonnen niedriger liegen als vor dem dürrebedingten Einbruch im vergangenen Jahr. Grund hierfür sind die Nachwirkungen der Jahrhundertdürre.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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