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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 5. Oktober 2011

05.10.2011  |  Oliver Heuschuch
Gold

Gold erlebte im Berichtszeitraum den größten Kursrückgang seit 28 Jahren. Es fiel binnen weniger Stunden über 200 $ von 1825 $ je Unze bis auf 1615 $ zurück. Der Kursrückgang des gelben Metalls wird vom Markt aus eher unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.

Genauso extrem wie das Gold innerhalb des letzten Jahres nach oben geredet wurde, sprach man jetzt gleich vom Platzen der Goldblase. Dabei ist eine solche Preisbewegung eher nur als eine natürliche und gesunde Korrekturphase zu sehen.

Als Gründe für die Korrektur ist die große Verunsicherung über die weitere globale wirtschaftliche Entwicklung, die allgemeine Risikoaversion, der Druck aus Margin Calls aus den Terminmärkten sowie der Kursverfall an den Aktienmärkten zu sehen. Daraus resultierend sieht man, genau wie in der Lehman-Krise 2008, die Flucht in Liquidität als einzigen wahren Weg an.

Im Rahmen einer nüchternen Betrachtung der Marktgeschehnisse fällt jedoch schnell auf, dass das neue Gold-Kursniveau auf Basis bei 1.668 $ je Unze immer noch um gut 26% Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert liegt.

Die Bestände in den Gold–ETF´s  veränderten sich in den letzten zwei Wochen nur minimal, während die Pluspositionen an den Terminbörsen sich zum Teil massiv zwischen 20 und 25 Prozent reduzierten. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die langfristigen Anleger mit ihrem ETF-Investments weiter dem Gold  die Treue halten.

Auf der charttechnischen Seite bietet weiterhin die Marke von 1.583 $ Unterstützung. Ein kleiner Widerstand bildet sich bei 1.702 $ je Unze heraus.

In den vergangenen Wochen und Monaten nutzten verschiedene Zentralbanken fortwährend die Gelegenheit, ihre Goldreserven weiter auszubauen. Hier wurden unter anderem die Zentralbanken von Thailand, Bolivien, Russland und  Tajikistan genannt. Die Analysten von GFMS errechneten eine Gesamt-Zentralbanknachfrage von 216 Tonnen im ersten Halbjahr 2011 (gegenüber 72 Tonnen im Vorjahreszeitraum). Für das zweite Halbjahr  prognostizieren sie  eine Zentralbank-Nachfrage von 120 Tonnen (gegenüber 5 Tonnen im 2. Halbjahr 2010).

Auch für die Minenproduktion  erwarten die Experten von GFMS für das Gesamtjahr 2011 einen Anstieg auf ca. 2.800 Tonnen (plus 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Aufarbeitung von Altgold soll um 2,3 Prozent auf 1.690 Tonnen steigen.

Für weitere Spannung am Goldmarkt dürfte der Abschlussbericht der sogenannten "Troika" sorgen, diesem Gremium gehören Experten der europäischen Union, des Internationalen Währungsfonds sowie der Europäischen Zentralbank an. Geplant war, diesen Abschlussbericht am 13. Oktober vorzulegen, es ist aber jetzt schon absehbar, das die Vorlage sich verzögern wird.

Abhängig von dem Bericht der Troika ist, ob Griechenland dringend notwendige acht Milliarden Euro als weitere Tranche erhält. Bis in den November hinein soll Griechenland jedoch noch zahlungsfähig sein.

Während die Griechen um ihr finanzielles Überleben kämpfen, zeichnen die Zahlen für Deutschland und den Rest der Eurozone ein gemischtes Bild.

Hierzulande hat die Arbeitslosenquote im August mit einer Quote von 6,6 Prozent ein 20-Jahrestief erreicht und damit positiv überrascht, gleichzeitig drückt die hohe Inflationsrate, welche im September in der Eurozone auf 3 Prozent (ein 3-Jahreshoch) gestiegen ist, Richtung höherer Zinsen und erschwert somit die Möglichkeiten der Krisenbekämpfung.

Höhere Zinsen können sich die öffentlichen Haushalte zur Zeit jedoch kaum leisten. Damit erhöht sich der Druck auf das Finanzsystem und gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung durch die EZB.

Während in der Eurozone die Zeichen in den nächsten Wochen weiter auf eine eher angespannte Situation deuten, steht in Kürze in Indien die Hochzeitssaison bevor, zu  der traditionell Goldgeschenke gemacht werden. Dies sollte die Nachfrageseite zusätzlich beleben.

Sowohl die Analysten von GFMS in ihrem neusten Marktbericht als auch die Kollegen der HSBC sehen Gold bis zum Jahresende bei einem Niveau von 2.000 $ je Unze.

Für 2012 erwartet die Investmentbank HSBC und ihre Analysten einen Goldpreis von 2.025 $, während die Deutsche Bank sogar die Möglichkeit eines Kurses von 2.900 $ für 2012 sieht.

Ob deutsche Anleger davon profitieren können, hängt nicht zuletzt auch von der weiteren Euro-Dollar Wechselkursentwicklung ab.


Silber

Silber  war bei Kurskorrektur der Edelmetalle in den vergangenen Wochen meist der Vorläufer.

Den Kurssturz verursachten im wesentlichen die Terminbörsen, an denen es eine massive Liquidierung der Silberbestände gab. In den zwei Berichtswochen, fielen die Bestände im Silber an den Börsen um über 40 Prozent.

Auf den Tiefstkursen zwischen 26 $ und 28 $ nutzten neben privaten Investoren, auch ETF-Käufer und industrielle Abnehmer die günstigen Kurse zu massiven Zukäufen.

Auf der technischen Seite zeigt sich jetzt bei 26 $ Unterstützung und bei 33,50 $ Widerstand.

Trotz der teilweise massiven Käufe ist derzeit weder auf der Barrenseite noch auf der Silbergranalienseite mit physischer Knappheit zu rechnen.

Bemerkenswert ist, dass Silber nach der massiven Kurskorrektur, bei einem Kus von 31 $ je Unze gegenüber dem Vorjahr immer noch über gut 40 Prozent Kursgewinn verfügt.


Platin

Die Furcht vor einer globalen Wirtschaftsrezession und die Angst vor stark überhitzten weltweiten Commodity-Märkten, einhergehend mit dem Anheben der Margins an den Terminbörsen, sorgten für eine Kurskorrektur bei den Platinmetallen.

Der aktuellen  Gold-Platinrelation schenken die Platinmetallhändler und viele Investoren gerade im angelsächsischem Raum weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit. Mit dem Kursrückgang der vergangenen Tage erreicht es aktuell ein Wertverhältnis von 1 : 1,12. Damit erreicht man das höchste Ratio seit über 20 Jahren. Dies hat zu (Zwangs-) Exekution von Positionen in den letzten Tagen am Markt geführt, somit hat dies die Abwärtsbewegung des Platins sogar noch beschleunigt.

Das Platin hat dabei massiv verloren, während Gold in der letzten Woche wieder deutlich an Boden gewinnen konnte. Hauptgrund sind die Ängste vor einem konjunkturellen Zusammenbruch, welche weiter auf dem Platin lasten.

Auch an den Terminmärkten reagierten die Anleger mit starken Verkäufen. Hier erreichte man Abflüsse im Bereich von über 25 Prozent der Pluspositionen.

Aus charttechnischer Sicht hat Platin nun die wichtige Unterstützungslinie bei 1.500 $ je Unze deutlich unterschritten und zeigt sich damit weiter schwer angeschlagen.

Mit den weiter fallenden Platinpreisen und  auch in diesem Jahr erneut stark  gestiegenen Produktionskosten in der Minenindustrie, erhöht sich der Kostendruck auf die Minen, dies könnte über kurz oder lang, bei weiter fallenden Preisen, zur Stilllegung schwach rentabler Kapazitäten in der Produktion führen.


Palladium

Während ETF-Investoren schon im ersten Teil unseres Berichtszeitraumes ihre Positionen signifikant reduzierten, verstärkte sich die Entwicklung in der zweiten Woche sogar noch. An dieser Stelle ist bemerkenswert, dass die gesamte Verkaufsmenge ausschließlich aus der Reduktion US-amerikanischer ETF´s zustande kam.

Die Abflüsse aus den Terminmärkten setzten sich in den vergangenen zwei Wochen ebenfalls unvermindert fort. In der Spitze flossen hier sogar über 35% der Bestände ab.

Nachdem Palladium seinen großen charttechnischen Unterstützungspunkt bei 605 $ je Unze nicht verteidigen konnte, ist es derzeit stark angeschlagen und auf dem Weg zur nächsten massiven Unterstützungslinie im Bereich von 574 $, die es vermutlich in Kürze testen wird.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Auch die sogenannten kleinen Platinmetalle konnten sich den Kursverlusten bei den anderen Metallen und den Konjunktursorgen nicht entziehen. So notieren gegenwärtig Iridium 1.025 $ - 1.080 $ je Unze. Auf dem hohen Kursniveau über der 1.000 $ je Unze zeigt sich weiterhin nur sehr geringes Interesse auf der industriellen Abnehmerseite.

Ruthenium notiert ebenfalls niedriger bei 135 $ - 160 $ bei grundsätzlich geringer Nachfrage.

Rhodium liegt bei 1.625 $ - 1.675 $, es besteht weiterhin Verkaufsinteresse, die sonst üblichen großen Nachfrager aus dem asiatischen Raum regieren zur Zeit eher zurückhaltend.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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