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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 15.11.2011

15.11.2011  |  Oliver Heuschuch
Gold

Während unser letzter Bericht erschien, gaben zeitgleich die EU-Nationen einen Schuldenschnitt für Griechenland bekannt.

Die Banken sollten Griechenland 50 Prozent der Schulden "freiwillig" erlassen. Private Gläubiger sollten ihre Anleihen Anfang 2012, durch Anleihen die durch den EFSF Rettungsfonds abgesichert sind, umtauschen.

Doch während sich Europa noch um eine Lösung zur Erhöhung der "Feuerkraft" des Euro-Rettungsfonds mühte - entschied Papandreou ein Referendum in der Bevölkerung durchzuführen.

Voraussetzung für das beschlossene EU-Hilfspaket war, dass die Regierung in Athen ein  drastisches Sparpaket schnürt. Massenstreiks waren die Folge. Mit dem überraschenden Schritt ein Referendum auszurufen, sucht Papandreou die politische Unterstützung letztlich auch bei seinem Volk. Allerdings herrschte zunächst Unklarheit über das Referendum. Zunächst machte der Regierungschef keine näheren Angaben darüber, wann das Referendum stattfinden und wie genau die Fragestellung lauten soll.

Er beteuerte nur, das das Ergebnis auf jeden für seine Regierung bindend sei. In Cannes beschlossen daraufhin die Euro-Länder, keine weiteren Kredittranchen  bis zum Referendum an Griechenland auszuzahlen. Letztlich ist das Referendum die Frage zu einem JA oder NEIN zum Euro mit allen Konsequenzen, so Merkel.

Der Rettungsplan war dazu gedacht, das Misstrauen der Märkte einzudämmen und zu zeigen, dass die Eurozone angemessene und funktionsfähige Mechanismen der Solidarität geschaffen hat. Die nicht mit den anderen Regierungschefs abgestimmte Entscheidung Papandreous für ein Referendum, schaffte wieder weitere Verunsicherung. Sollte ein NEIN folgen, dann wird die Wirtschaft Griechenlands kollabieren und die Finanzmärkte keine neuen, dann auf Drachmen lautenden Anleihen kaufen wollen.

Am 02. November kam es dann zu einem weiteren Eklat. Während  Ministerpräsident Papandreou das uneingeschränkte Vertrauen seiner Regierung zu genießen schien,  forderte ihn sein Finanzminister heraus. Hoffnung auf eine Absage des Referendums machte sich an den Finanzmärkten breit,  die Kurse an den Aktien- und Rohstoffmärkten gewannen auf breiter Front.

Nur drei Tage später machte Papandreou den Platz für die Übergangsregierung frei. Binnen einer Woche sollte die neue Regierung vereidigt werden und eine Vertrauensabstimmung abhalten. Die neue Koalition suchte vom Parlament grünes Licht für das jüngste Hilfspaket Europas und den damit verbundenen strikten Sparauflagen bevor neue Wahlen angesetzt werden. Neuer Regierungschef ist der bis 2010 noch als EZB-Vizechef agierende Papademos.

Die Europäische Zentralbank begegnete der Unruhe an den Finanzmärkten mit einer überraschenden Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent. Die Absenkung der Leitzinsen führt zur Verstärkung der inflationären Tendenzen und zur allgemeinen Verbilligung der Metallpostionen, dies zeigte daraufhin der Anstieg des Goldpreises auf bis zu 1744 $ je Unze.

Durch den massiven Kauf von Bundesanleihen, insbesondere durch ausländische Investoren in den vergangenen Tagen, reduzierte sich die Anleiherendite auf Restläufer (6 Monate) in Deutschland auf nur minimale 0,08 Prozent, so dass sich Deutschland defacto für null Prozent auf kurzfristiger Basis verschulden kann. Bei der derzeitigen Inflationsrate und den derzeit historisch niedrigen Zinsen, werden Anleger mit einem negativen Realzins leben müssen. Dies beflügelt zusätzlich die Edelmetallpreise.

Nicht nur in Athen auch in Rom eskalierte die politische und wirtschaftliche Situation. Vor dem erklärten Rücktritt von Regierungschef Berlusconi stiegen die Risikoaufschläge für Italien auf das höchste Niveau seit Einführung des Euro. Die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen zog in der Spitze bis auf 7,45 Prozent an. Die Risikoaufschläge zur vergleichbaren Bundesanleihe erreichten ein Rekordniveau seit Einführung des Euro.

Italien hat das Vertrauen der Anleger noch nicht komplett verspielt. Zwei Tage nach dem angekündigten Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi und einen Tag nach dem Kurssturz italienischer Staatsanleihen, wie oben erwähnt, brachte das Land vergangenen Donnerstag Anleihen mit einjähriger Laufzeit im Wert von fünf Milliarden Euro am Markt unter. Dafür musste Italien einen Zins von knapp 6,1 Prozent zahlen. Die Auktion war fast doppelt überzeichnet.

Italien hat mit einer Schuldenquote von 120 Prozent des BIP nach Griechenland die zweithöchsten Schulden aller Euro Staaten. Ein umfangreiches Sparpaket wurde im Parlament durch gewunken. Neben massiven Steuerreformen, die Mehreinnahmen von jährlich 20 Mrd. Euro versprechen, sind Privatisierungen und ein Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vorgesehen.

Spannend wird es aber allemal bleiben, denn im nächsten Jahr steht für Italien ein Refinanzierungsbedarf von 300 Mrd. an.

An den Metallbörsen stiegen die Terminpositionen in den vergangenen zweieinhalb Wochen um fast 15 Prozent. Interessant hierbei,  dass die Positionen an der Tocom (Börse Tokyo) dagegen nachgaben. Dies hängt wohl mit den massiven Interventionen im YEN zusammen, die die  Bank of Japan im Devisenmarkt durchführte. Die ETF Positionen blieben dagegen in den vergangen zweieinhalb Wochen unverändert.

Auch die Chinesen halten dem gelben Metall die Treue. So veröffentlichten die Analysten von GFMS, dass der Gold-Käufe in China von 215 Tonnen im Jahr 2000 auf ein Niveau von über 452 Tonnen im letzten Jahr anstieg. Hier besonders zu erwähnen ist die Nachfrage nach Goldbarren, die sich in den letzten 5 Jahren von kleiner als 10 Tonnen auf 180 Tonnen im Jahr  2010 erhöhte.                                                                                                                     

Die Kollegen von GFMS sehen 250 Tonnen als Kaufmenge für Investmentbarren als erreichbare Größe für 2011 an. Somit erkennt man, während das Barrengeschäft in China explodierte, das der Verbrauch im Schmuckgeschäft in 10 Jahren nahezu unverändert bei 200 Tonnen lag. Hier zeigt sich, im Gegensatz zu der Barrennachfrage, dass der Schmuckverbrauch ohne Wachstum blieb, dafür aber trotz starker Preiserhöhung im Gold auch nicht gesunken ist.


Silber

Silber befindet sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen der Korrelation (Abhängigkeitsverhältnis) zur Goldpreisentwicklung und den Ängsten, um die weitere wirtschaftliche Entwicklung. In diesem Spannungsfeld notierte Silber im Berichtszeitraum weiterhin äußerst volatil zwischen 32,07 $ und 35,66 $ je Unze.

Die Suche nach dem weiteren Trend spiegelt sich auch in den gehaltenen Termin-Positionen an den Börsen wider. Während in der ersten Hälfte des Berichtszeitraumes noch die Terminposition an den Börsen um 20 Prozent gestiegen sind, blieben in der zweiten Hälfte die Positionen nahezu unverändert. Gegenteilig verhielten sich die Anleger bei den ETF´s. Dort stiegen in den letzten beiden Wochen die Postionen um fast 4 Prozent an.


Platin

Im Kampf gegen die Inflation hat die chinesische Zentralbank ihren Leitzins seit Oktober 2010 fünfmal auf aktuell 6,56 Prozent angehoben. Sie zog außerdem in nicht unerheblichem Ausmaß Geld aus dem Wirtschaftskreislauf. So hob sie  die Reserven, die die Geschäftsbanken bei ihr hinterlegen müssen, auf ein Rekordniveau an. Der nun etwas nachlassende Preisdruck gibt der Notenbank wieder wirtschaftspolitischen Handlungsspielraum. So rechnen die meisten Experten kurzfristig nun mit keinen Zinssenkungen, dafür allerdings mit geringeren Reserveanforderungen. Das teurere Geld bremst auch die chinesische Industrieproduktion. Sie wuchs so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr. Diese konjunkturabkühlende Entwicklung zeigte, wenn auch nur im kleinen Maße, seine Spuren in der Platinkursentwicklung der vergangenen Wochen.

Die Teuerungsrate in China fiel im Oktober auf nur noch 5,5 Prozent. Damit entfernte sie sich unerwartet deutlich von dem im Juli noch erreichten Drei-Jahres-Hoch von 6,5 Prozent und den 6,1 Prozent im Monat September. Die Regierung rechnet mit einem weiteren Nachlassen der Preise. Jedoch sieht die Entwicklung bei einzelnen Lebensmitteln sehr unterschiedlich aus. Während die Preise für Schweinefleisch und Eier eher fallen, sind die Preise für Milchprodukte und Rindfleisch dagegen weiterhin auf einem sehr hohem Niveau.

Lebensmittel sind der größte Preistreiber in China. Sie kosteten im Schnitt 11,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Regierung in Peking fürchtet weiterhin soziale Unruhen weil teure Nahrungsmittel die ganze Bevölkerung treffen, insbesondere in den ärmeren ländlichen Regionen.

In den vergangen Wochen zeigten die Postionen an den Terminmärkten und die von Anlegern gehaltenen ETF´s keine nennenswerte Veränderung.

Bemerkenswert ist die aktuell große physische Nachfrage nach Platinbarren. Hier zeichnet sich, trotz der zusätzlich fälligen Mehrwertsteuer, ein neuer Trend hin zu den vermeintlich günstigeren Edelmetall im Vergleich zu Gold  ab. Wenngleich auch der Barrenmarkt in Platinmetallen nur ein Bruchteil des Marktes im Vergleich zum Gold darstellt. Offensichtlich werden diese Barren im großen Stil in Zollfreilager geliefert. Damit entfällt der Mehrwertsteuer-Aufschlag.

Aus charttechnischer Sicht befindet sich im Bereich von 1.665 $ - 1.670 $ je Unze Widerstand. Ein Brechen des Widerstandes könnte eine Chance auf  einen Anstieg in Richtung  1.880 $ eröffnen.


Palladium

Palladium verharrte größtenteils in einer engen nur 50 $ breiten Handelsspanne. Nicht nur die spekulativen Postionen an den Terminbörsen, sondern auch die ETF´s verzeichneten keine Veränderung ihrer Bestände. Kurzfristig sollte unser Erachtens, der nächste kleinere charttechnische Widerstand  im Bereich um  700 $ je Unze vorerst halten.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Während der Handel im Iridium fast gänzlich in dem Berichtszeitraum zum Erliegen kam, gab es kleineres vornehmlich durch Spekulanten getriebenes Kaufinteresse im Rhodium. Die Unze notiert gegenwärtig bei 1.650 $ - 1.680 $.

Ganz anders sieht es beim Ruthenium aus. Hier setzte sich der Preisverfall unvermindert fort, jedoch gibt es seit einigen Tagen erste Anzeichen, dass zumindest die Geschwindigkeit des Preisverfalls deutlich langsamer wird. Ob diese im Markt stattfindenden Käufe, bzw. nachlassende Verkäufe allerdings eine Stabilisierung oder gar eine Trendumkehr darstellen, ist zur Zeit allerdings noch nicht abzusehen.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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