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IFO überrascht positiv, US-Daten unbekömmlich, Kohn belastet USD!

27.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5015, nachdem im Handel in Fernost Höchstkurse bei 1.5047 markiert wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 106.90. EUR-JPY hat an Boden gewonnen und stellt sich auf 160.80. Zwischenzeitlich wurden Höchstkurse bei 161.40 erreicht. EUR-CHF oszilliert derzeit bei 1.6085 nach Höchstkursen im US-Handel bei 1.6160.

Gestern wurde die Divergenz der konjunkturellen Entwicklung zwischen der Eurozone und den USA augenfällig. Entsprechend kam der USD im Tagesverlauf unter Verkaufsdruck. Der deutsche IFO Index überraschte positiv mit einem Anstieg von 103,4 auf 104,1 Punkte. Damit stellte sich der zweite unerwartete Anstieg in Folge ein. Die Konsensusprognose war bei 102,8 Punkten angesiedelt.

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Entscheidend für die Zunahme war die Bewertung der aktuellen Lage. Der diesbezügliche Index erhöhte sich von 107,9 auf 110,3 Zähler. Der Index, der Auskunft über die Geschäftserwartungen gibt, sank von 99,0 auf 98,2 Punkte. Ergo kann die Komposition nicht vollständig überzeugen. So weit zum Thema Wasser im Wein.

Die Daten aus den USA enttäuschten mit grimmigen Molltönen. Nicht nur Schwächesignale aus der Konjunktur dominierten, sondern gleichzeitig lieferten die Daten von der Preisfront für die Fed nachhaltigen Gegenwind im Hinblick auf die aggressive Zinssenkungspolitik. Die Erzeugerpreise per Januar legten unerwartet um 1,0% (Prognose 0,4%) im Monatsvergleich zu. Im Jahresvergleich stellte sich der Zuwachs auf 7,7% nach zuvor 6,5%. Ohne die Sektoren Energie und Lebensmittel nahmen die Preise im Monatsvergleich um 0,4% zu. Der Abstand im Jahresvergleich erhöhte sich von zuvor 2,1% auf 2,4%.

Verbraucherpreise jenseits von 4% und Erzeugerpreise jenseits von 7% bei einem Zielsatz der Fed Funds von 3% dürfen selbst bei aggressiven Zentralbanken als Ausdruck eines ambitionierten Ansatzes der Zinspolitik interpretiert werden. Die gestrige Marktreaktion kann als Ausdruck wachsenden Misstrauens gegenüber der US-Zentralbank am Devisenmarkt interpretiert werden. Umso erstaunlicher ist die Reaktion am Aktienmarkt …., wir nehmen die Entwicklung zur Kenntnis.

Der "S&P/Case-Shiller Home Price Index" per Dezember 2007 bestätigt die Molltöne von der Preisfront am Wohnimmobilienmarkt. Der "10-CityIndex" sank im Jahresvergleich um 9,8% und markierte damit den stärksten Rückgang in der Historie dieses Index, die 1988 begann! Der "20 City-Index" verlor im Jahresvergleich 9,1%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" brach per Februar von revidiert 87,3 Punkten auf 75,0 Punkte ein. Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage mit -13,7 Punkten als auch die Erwartungshaltung mit einem Rückgang um 11,4 Zähler trugen zu dem Einbruch bei. Unter Ausklammerung der Phase der Irakinvasion 2003 ergab sich damit der schwächste Stand seit November 1993.

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Der "Richmond Fed Manufacturing Survey" verbesserte sich von zuvor -8 auf -5 Punkte. Die Subindices spiegelten diese Verbesserung nicht nachhaltig. Lediglich der Auslieferungsindex legte von -17 auf -4 Zähler zu. Der Auftragsindex verlor von -3 auf -5 Punkte. Der Auftragsbestandsindex sackte von -12 auf -21 Punkte ab.

Einlassungen von "Vice Chairman" Kohn der Fed, dass Konjunktursorgen in den USA vor Inflationssorgen dominierten setzten den USD gestern unter Druck. Kohn erwartet nicht, dass die aktuell höhere Inflation anhalte. Die Fed hat die Mittel, um das Notwendige in schwierigen Zeiten zu veranlassen.

Kohn macht damit deutlich, dass die Fed die aktuelle Krise im Stile Alan Greenspans zu bekämpfen gedenkt. Üppigste Vergabe von Liquidität und aggressivste Zinssenkungen in der Ära Greenspan sind jedoch gerade die Wurzeln der aktuellen Krise. Mithin beabsichtigt die Fed derzeit die Folgen zu hoher Liquidität und zu niedriger Zinsen mit mehr Liquidität und real negativen Zinsen zu bekämpfen.

Wir nehmen diesen Politikansatz zur Kenntnis und diskutieren intern den Begriff Lernkurve.

Die heute anstehenden Daten insbesondere aus den USA haben Marktrelevanz. Wir verweisen auf die Datenbox und werden uns im morgigen Report mit den Daten dezidiert auseinander setzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro nach dem nachhaltigen Überwinden des von uns als wesentlich interpretierten Widerstands bei 1.4860 favorisiert. Das nächste Kursziel ist im Bereich von 1.5120 – 50 erkennbar. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4780 - 1.4810 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!



© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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