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USD weiter unter Druck …

20.03.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3660, nachdem gestern Höchstkurse bei 1.3735 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 94.61. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.25, während EUR-CHF bei 1.5320 oszilliert.

Herr Jordan von der SNB hat sich bemüht die neue politische Ausrichtung der SNB zu rechtfertigen. Die Interventionspläne der Schweizer Nationalbank sind seiner Meinung nach kein Währungskrieg. Es handele sich um Notfallmaßnahmen. Man beobachte den Markt und interveniere von Fall zu Fall. Die Schweiz befände sich in einer tiefen Rezession. Man erwarte keine Erholung vor 2010.

Nun denn, fraglos sind die Motivationsgrundlagen der SNB verständlich. Gleichwohl bleiben die Interventionen "unübliche" Maßnahmen, die nicht notwendig den Begriff "Krieg" verdienen, die jedoch durchaus die Diskussion kompetitiver Abwertungen erlauben.

Auch die Neuausrichtung der Fed ist indirekt eine Form der kompetitiven Abwertung. Die BoE und BoJ haben einen identischen Pfad über den Ankauf von Staatsanleihen eingeschlagen. Nur die EZB ist "the last man standing". Entsprechend konkludent ist die Reaktion an den Devisenmärkten. Der Euro reüssiert, die Währung ohne "politischen Unterleib" ist einmal mehr "en vogue". Das Thema der Probleme Osteuropas wird sportlich ausgeblendet. Nun das Volumen des Problems konnte auch nie dem Vergleich zu den Problemen in den USA standhalten. Ja, alles wird gut ….

Die Summe aller Abschreibungen bei Banken im Rahmen der Finanzkrise ausgehend vom Sommer 2007 stellt sich laut der Erhebung von Bloomberg (Seite WDCI) per 18. März auf 1.256,5 Mrd. USD. Davon sind 1.042,6 Mrd. USD rekapitalisiert.

Jetzt wird die Fed noch einmal 750 Mrd. USD an MBS aufkaufen. Dann sind circa 2 Billionen USD Problemfälle ausgeräumt. Bis Sommer 2009 dürfen wir noch einmal ein Abschreibungsvolumen von 300 - 500 Mrd. USD erwarten.

Das Gesamtvolumen neuer Hypotheken lag in den USA zwischen 2001 - 2008 bei circa 5.500 Mrd. USD. Wir nähern uns per Sommer 2009 dem Niveau der Abschreibungen aus "Toxic Waste", das weitere negative Überraschungen von dieser Seite zunehmend unwahrscheinlich macht. Ergo darf per Sommer 2009 mit einer deutlichen Stabilisierung innerhalb der Finanzkrise gerechnet werden. Das mag dann vielleicht die größte Überraschung für manchen Auguren darstellen.

Darüber hinaus verweisen wir darauf, dass Abschreibungen nicht gleich Verluste sind. Eine Stabilisierung wird die "Recovery Rates" positiv beeinflussen. "Food for thought!" Übrigens hat dann diese antizipierte Stabilisierung auch unterstützende Effekte für die Konjunktur im Rahmen einer verbesserten Kreditintermediation.

Werfen wir einen Blick auf die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten: Die Arbeitslosenerstanträge per 14.3. stellten sich auf 646.000 (Prognose 652.000) nach zuvor 658.000. Das Thema schwere Rezession am US-Arbeitsmarkt ist weiter viril.
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Die Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board sanken per Februar nur um 0,40%. Analysten hatten einen Rückgang um 0,60% unterstellt. Auch wenn hier das Ergebnis etwas besser als erwartet ausfällt, ist es nicht geeignet, wirkliche Entlastung zu signalisieren.

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Der Philadelphia Fed Business Survey per März legte von zuvor -41,3 auf -35,0 Punkte zu. Die Konsensusprognose war bei -38,0 Zählern angesiedelt. Auch hier kam es damit zu einer positiven Überraschung. Gleichwohl signalisiert das Indexniveau weiterhin tiefe Rezession in diesem Fed-Bezirk.

Die Subindices lieferten ein uneinheitliches Bild, das in wesentlichen Teilen im diametralen Widerspruch zu dem "Headline-Index" steht. So brach der Beschäftigungsindex von -45,8 auf -52,0 Punkte ein. Der Auftragsindex verlor von -30,3 auf -40,7 Zähler. Ergo kam es zu einer deutlichen Portion Wasser im Wein.

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Heute kommt der Entwicklung der Industrieproduktion der Eurozone per Januar erhöhte Aufmerksamkeit zu. Analysten erwarten einen Einbruch auf Monatsbasis um 4,0%. Im Jahresvergleich ergäbe sich dann ein Kollaps um 15,5% nach zuvor -12,0%. So prekär das auch klingen mag, im Vergleich zu Japan mit -30% oder Korea mit -15% ist die Lage in der Eurozone noch relativ kommod …. Erholung kann frühestens ab dem 2. Halbjahr 2009 von einem dann massiv ermäßigten Niveau stattfinden.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3300-30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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