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Euro gewinnt an Boden …

02.07.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2500 (07.40 Uhr), nachdem im amerikanischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2540 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 87.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.90, während EUR-CHF bei 1.3270 oszilliert.

Der Euro gewinnt an Boden. Die Griechenbonds liegen nun in sicheren Händen bei dem System der EZB. Diese Spielwiese ist der Spekulation nun umfänglich entzogen und das ist auch bezüglich der aggressiven und unangemessenen Spekulation gut so und war schlußendlich höchste Zeit. Das wirkt positiv auf den Euro durch.

Ich halte an der Sichtweise fest, daß diese Shoppingtour der EZB vor dem Hintergrund der Reformen Griechenlands ein Erfolg wird, der vergleichbar mit der Intervention und dem aktuellen Erfolg der US-Regierung bei dem derzeitigen Abverkauf der Beteiligung an der Citibank ist.

Wir "bedanken" uns noch einmal bei den Ratingagenturen, daß die Reformprogramme Südeuropas, die die markantesten Reformen seit Gründung der EU sind, mit so vielen "Vorschußlorbeeren" in Form von aggressiven Herabstufungen der Bonität versehen wurden, während der Defizitkoloss USA (siehe letzte Nachrichten), der noch nicht einmal eine Richtungsänderung seiner Politik in Betracht zieht, völlig ungeschoren davon kommt. "Chapeau!" Das erinnert schon ein Stück weit an die "Erfolge" der Ausflüge der Ratingagenturen zum AAA bei MBS oder zum Toprating bei Enron oder an den lateinischen Ausspruch: "Quod licet jovi, non licet bovi!" - Frei übersetzt: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Rindvieh noch längst nicht gestattet. "Food for thought!"

Auch der auslaufende Jahrestender der EZB im Volumen von 442 Mrd. Euro hat Euroland nicht destabilisiert. Einmal mehr ist mit den sensiblen Mitteln der EZB via diverser Tender das Liquiditätsthema angemessen gesteuert worden. Die Eurolandskeptiker, die zuvor Unruhe via Verbalakrobatik provozierten, dürfen sich nun in der Kunst des Schweigens üben. Auch dieser Erfolg der EZB ist geeignet, den aktuellen Anstieg der Euros zu unterfüttern.

Alan Greenspan sagte, daß die Erholung der US-Wirtschaft aktuell in eine "typische" Pause eintrete, wobei die schwächeren Aktienmärkte wesentlicher Einflußfaktor seien. Normalerweise würde die Wirtschaft die Entwicklung der Aktienmärkte bestimmen, hier sei es genau anders herum.

Ja, der "Meister", der die "Income-driven" zur "Asset-driven" Economy in den USA mit seinen Helfern Rubin und Summers während der Clinton-Administration umbaute und damit den Boden dieser Krise zementierte, muß es ja wissen!

Heute bieten wir Ihnen einen kurzen Blick auf die russische Wirtschaft. Der Chart bildet die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich ab. Auch Rußland liefert seit dem 3. Quartal 2009 Wachstum im Quartalsvergleich. Nun stellt sich auch Wachstum im Jahresvergleich ein!

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Wenden wir uns der Sorge des Marktes zu, daß es zu einer graduellen Abkühlung der Weltkonjunktur im Rahmen des globalen Aufschwungs kommt.

Es ist richtig, daß viele Einkaufsmanagerindices derzeit nach zum Teil mehr als 12-monatigen aggressiven Anstieg Korrekturen erfahren. Anbei bieten wir Ihnen einige Beispiele. Wir kaprizieren uns auf den Zeitraum ab 2007, als die Welt noch heil war und der Finanzmarkt mit einem Dax bei 8.000 Punkten locker umging …

1. USA: Der gestrige Rückgang ist kein Beinbruch. Das Niveau von mehr als 56 Punkten signalisiert weiter solide Expansion in diesem Sektor, der circa 10% der US-Wirtschaft ausmacht.

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2. China: Der Indexstand deutet weiter Wachstum von mehr als 9% pro Jahr an.

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3. Eurozone: "Economic Sentiment Index" auf hohem Niveau trotz Südeuropas Reformen!

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Die leichten Abschwächungen sind normal. Der Gleichlauf belegt, daß die Weltkonjunktur sich in einem weitgehend homogenen Zyklus bewegt.

In der Wirtschaft bewegt sich jeder Zyklus in Wellen. Es gibt keine Linearität. Auch ein Aufschwung zerfällt in kleinere Zyklen. Wer etwas anderes erwartet, gibt sich Illusionen hin. Mithin ist diese leichte Abkühlung von dem extrem hohen Wachstumstempo im Hinblick auf die potentielle Nachhaltigkeit des Aufschwungs sogar zu begrüßen, da sie mögliche Überhitzungserscheinungen entgegen wirkt.

• Fakt ist und bleibt, daß die Lager auf globaler Ebene nur sehr unterproportional gefüllt sind und hier weitere Anpassungen mit positiver Konjunkturfolge auf der Agenda stehen.

• Fakt ist, daß der Investitionsgüterzyklus erst gerade beginnt nach nahezu zwei Jahren homogenen Stillstands in der industrialisierten Welt.

Diese beiden Fakten erlauben es nicht, zu erwarten, daß eine Trendwende der Weltkonjunktur realistisch ist.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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