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Gold auf Allzeithoch - SVP fordert Goldfranken

16.07.2011  |  Markus Blaschzok
Der Goldpreis in US-Dollar sowie in Euro erreichte in dieser Woche ein neues nominales Allzeithoch vor dem Hintergrund geldpolitischer Ankündigungen und einer Zuspitzung der Schuldgeldkrise durch steigende Refinanzierungskosten für Italien. Dessen Zinsen auf 2-jährige Staatsanleihen stiegen um ein Prozent auf 4,2 Prozent an, wobei sich das Land zur Wochenmitte zu diesen gestiegenen Kosten weiter an den Märkten refinanzieren konnte. Die neue IWF-Chefin Christine Lagarde versuchte die Lage des mit explizit 120% des Bruttoinlandsprodukts verschuldeten Landes zu beschwichtigen, indem sie erklärte, dass sich die italienischen Verbindlichkeiten zumeist im Inland befänden, wodurch der Einfluss auf die internationalen Märkte begrenzt sei.

Richtig ist jedoch, dass die Schuld im weltweiten Bankensystem durch die multiple Geldschöpfung geschaffen wurde und ein Ausfall sofort Auswirkungen auf andere Banken hätte, was dem Mindestreservesystem schnell zum Verhängnis werden könnte. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es in einem kapitalistischen Land mit freien, vom Markt gewähltem Geld, keine derartige Krise, wie wir sie zurzeit durchleben, geben kann. In einer kapitalistisch, natürlichen Ordnung wären die Einlagen der Bürger bei einer Bankpleite gänzlich sicher, wenn diese nicht gegen Zinsen zur Weiterverleihung freigegeben worden sind. Betrug durch mehrfache Verleihung, was das heutige System kennzeichnet, wäre unter Strafe verboten und fände keine Kunden am freien Markt. Die Zahlungsunfähigkeit Italiens sowie

der von der EZB geäußerte Wunsch zur Verdopplung des "Rettungschirms" auf 1,5 Billionen Euro (Meldung der FTD), ist in logischer Konsequenz nur der nächste Meilenstein eines staatlich legitimierten Falschgeldsystems, das sich in der Auflösung befindet.

Ein weiterer Grund warum die Edelmetallpreise in dieser Woche nach oben schossen, war die Äußerung des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke am Mittwoch Nachmittag, wonach dieser bereit wäre, zum dritten Mal mit quantitativen Lockerungen die "US-Konjunktur zu stützen", wenn diese weiter schwach bliebe und deflationäre Tendenzen in Erscheinung träten. Der Markt reagierte sofort, katapultierte den S&P 500 um 10 Punkte nach oben und die Unze Silber schoß nach einem bereits guten Tagesgewinn um einen weiteren Dollar nach oben. Gestern ruderte "The Ben Bernank" dann zurück und stellte klar, dass die FED "derzeit keine weiteren Maßnahmen vorbereite" was zeigen soll, dass in den nächsten Monaten mit keinem neuen Konjunkturprogramm zu rechnen ist.

Investoren, die das bereits als Kaufsignal sahen, wurden beruhigt, was zu der gestrigen Konsolidierung der Preise und Kurse beitrug. Gleichzeitig mahnte er die beiden großen Parteien vor zu ehrgeizigen Sparmaßnahmen, da dies die Konjunktur abwürgen könnte. Diese Aussage ist richtig, wenn man die Konjunktur nicht mit dem Wirtschaftswachstum gleich setzt, da jegliches Wachstum durch die Konjunktur grundsätzlich be- und längerfristig verhindert wird. Das Ende der konjunkturellen Auf- und Abschwünge wäre für den Wohlstand Amerikas ein Segen. Nachdem der Ben Bernank seine Aussage relativierte, versuchte der Ex-Fed-Chef Paul Volcker den Euro herunterzureden, indem er zu mehr Haushaltsdisziplin und staatlicher Kontrolle in Europa mahnte, wenn die Gemeinschaftswährung nicht zerbrechen solle. Daraufhin gab der Euro, nachdem dieser zum US-Dollar am Mittwoch hinzugewinnen konnte, einen Teil der Gewinne gestern und heute wieder ab.

Während der Euro zu der anderen Schwachwährung US-Dollar bereits seit zwei Wochen verlor, so waren die Kursverluste zum Schweizer Franken noch weitaus stärker. Nachdem die Gemeinschaftswährung den Widerstand des Ausbruchslevels bei 1,24 Franken je Euro testete, verlor diese binnen zwei Wochen 9 Cent oder 7% auf 1,15 EUR/CHF. Damit rückt die Parität in greifbare Nähe. Die Geldbasis wurde in der Schweiz zwar mehr als doppelt so stark wie in der EWU ausgeweitet, dennoch sind die Staatsschulden und der Franken zu einem immer noch großen Teil mit Gold gedeckt, was ihn für Investoren weiterhin attraktiv macht. Einen Schritt weiter will nun die stärkste Kraft in der Schweiz gehen. Die konservativ und freiheitliche Schweizerische Volkspartei (SVP) will nach einer ersten Initiative einen parallelen Goldfranken als gesetzliches Zahlungsmittel einführen.

Da die Goldbindung erst unter politischem Druck und einer Art Staatsstreich im Jahre 1999 endete, ist eine Goldwährung und die positiven Auswirkungen die diese starke Währung auf die Schweiz hatte, noch gut im Gedächtnis der Bevölkerung verankert. Die Kampagne für eine "gesunde Währung" könnte hier ähnlichen Anklang wie in den USA finden, wo Gold und Silber teilweise wieder offizielles Zahlungsmittel sind. Die Voraussetzung für eine Konkurrenz zum "Papierfranken" wäre eine sinnvolle Stückelung, sodass diese beim täglichen Tauschgeschäft auch genutzt werden kann.

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Die Goldreserven der Schweiz sind die Größten je Einwohner. So entfallen auf jeden Schweizer 133,64 Gramm Gold. Das World Gold Council hat die offiziellen Daten heute erst bekannt gegeben. Demnach gaben die Notenbanken nur wenige Änderungen bekannt. Seit April stockte Russland seine Reserven um 19,3, Belarus um 1,1 und Mexiko um 5,7 Tonnen auf.


Weitere Entwicklungen
  • Griechenland startete in dieser Woche eine "Treuhandanstalt" (Kasse zur Verwertung staatlichen Vermögens), die in den kommenden fünf Jahren Staatsbesitz im Wert von 50 Mrd. Euro verkaufen soll. Die Ratingagentur Fitch stufte unterdessen die Bonität Griechenlands kräftig auf "CCC" herunter.

  • In der Bundesrepublik betrug die offizielle Preissteigerungsrate im Juni mit 2,3% soviel wie im Vormonat und 0,1% mehr als im Vorjahr.

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  • Chinas Währungsreserven stiegen im vergangenen Jahr um 30% auf aktuell 3,2 Billionen US-Dollar. Der Preis für die Stützung der Exportindustrie ist nicht nur ein Berg an unverkäuflichen US-Dollars, sondern auch hohe Preissteigerungen im Inland. Die offizielle Preissteigerungsrate in China betrug im Juni 6,4 Prozent, wobei die Lebensmittelpreise um 14,4% stiegen. Die richtige Preissteigerung kann augenblicklich besser an den Lebensmittelpreisen abgelesen werden.



Technische Analyse

Gold auf Allzeithoch - Silber mit Zwischenhoch


Der Silberpreis konnte in dieser Woche bis auf das Zwischenhoch bei 39 US-Dollar ansteigen, was wir im letzten Marktkommentar prognostizierten. Die Stärke der Bewegung überraschte zur Mitte der Woche, als der Preis nach einer Rede von Ben Bernanke um 2,30 US-Dollar anstieg. Die Marke von 39 US-Dollar bildet einen starken Widerstand, an dem in den vergangenen beiden Tagen Gewinne mitgenommen wurden. Wird diese Marke nachhaltig genommen, so liegt der nächste Widerstand bereits bei 42 US-Dollar. Noch trauen wir dem Braten nicht, da viele Marktteilnehmer bereits sehr bullisch sind und Gefahren seitens eines möglichen Wirtschaftseinbruchs lauern. Uns fehlt der letztliche Ausverkauf, der wohl erst unter der 30-US-Dollar-Marke stattfinden würde. Letztlich hat der Markt immer recht, und wenn die Marke von 39 genommen wird, sollte man im Markt sein, bis diese Marke wieder nach unten gebrochen wird.

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Der Goldpreis konnte wieder von den schlechten wirtschaftspolitischen Entwicklungen in Europa und den USA profitieren. Er konnte das bisherige nominelle Allzeithoch bei 1.577 US-Dollar überwinden und hat einen ersten Test dieser Marke erfolgreich bestanden. Schließt der Preis über dem Hoch von gestern, dann würde ein kurzfristiges Kaufsignal generiert - fällt er unter das Niveau von 1.577 ist Vorsicht angesagt und man sollte erst einmal glattstellen. Wir sehen beim Goldpreis in US-Dollar sowie in Euro aufgrund der fortgeschrittenen Schuldgeldkrise nur wenig bis kein Korrekturpotenzial. Im Worst-Case einer wirtschaftlichen Krise läge das Kursziel schon bei einem Preis von ca. 1.410 US-Dollar. Es bleibt spannend, ob es sich um eine Bullenfalle mit folgendem Sell-Off handelt, oder ob hier die Rallye bereits fortgesetzt werden kann.

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Der amerikanische Aktienmarkt korrigierte nach der starken Ralley wie prognostiziert erst einmal. Der Pull Back führte den Preis unterhalb des Ausbruchsniveaus. Die fundamentalen Rahmendaten sind weiterhin denkbar schlecht für die Aktienmärkte, doch wirkt die Inflation und die Flucht aus den Staatsanleihen hinein in Aktien kurssteigernd. Mittel- bis langfristig ist klar, dass die Geldmenge aus den Rettungspaketen irgendwo investiert werden muss, weshalb wir in diesem Fenster klar bullisch bleiben. Kurzfristig, bis Ende des Jahres, könnte jedoch noch einmal ein starker Rücksetzer kommen. Ausschlaggebend ist die Tradingrange zwischen 1.250 und 1.350 Punkten. Aus rein charttechnischer Sicht könnte in der kommenden Woche eine Erholung einsetzen, nachdem der Kurs an der Abwärtstrendlinie eine Unterstützung gefunden hat, um noch einmal die 1.350 Punkte-Marke zu testen. Im August oder September wird sich zeigen ob es zu einem politisch motivierten deflationären Wirtschaftseinbruch mit fallenden Märkten kommen wird oder ob der Übergang zur Flucht aus Schuldtiteln in Aktien und Edelmetallen fließend abläuft.

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Commitment of Traders

In der Woche zum 05.07.2011 zeigte Gold bereits relative Stärke, da der Preis trotz eines Rückzugs spekulativer Investoren leicht Anstieg. Diese Woche dürften Viele auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein, sodass sich die Bestände erhöht haben dürften. Beim Silber kehrten bereits vor dem starken Anstieg die Spekulanten zurück und weiteten ihre Positionen aus - auch in dieser Woche dürften sich ihre Bestände positiv von dem niedrigen Niveau entwickelt haben. Palladium und Platin haben immer noch hohe Positionen, welche zur Vorwoche leicht ausgebaut wurden. Platin zeigt sich weiterhin überraschend stark, trotz des Abbaus der Positionen in den vergangenen Monaten.

Beim Öl stoppten die Rückgänge und es gab keine Veränderung zur Vorwoche, was zu steigenden Preisen führte. Die Rohstoffpreise stehen unter enormen Inflationsdruck, was sich hier deutlich zeigt.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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