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Krise in den USA setzt sich fort - Japans Wachstum eine herbe Enttäuschung!

13.08.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3690, nachdem sowohl im US-Handel als auch im Handel in Fernost innerhalb einer Bandbreite zwischen 1.3675 - 1.3708 gehandelt wurde. Angesichts der von den USA ausgehenden Turbulenzen nehmen wir die Stabilität des USD zur Kenntnis.

Der USD konnte sich im fernöstlichen Handel gegenüber dem JPY stabilisieren und notiert aktuell
bei 118.25. Die heute veröffentlichten Wachstumsdaten aus Japan stellen eine herbe Enttäuschung dar. Das Wachstum in Japan verfehlte per 2. Quartal mit einer Zunahme im Quartalsvergleich um magere 0,1% nach zuvor 0,8% die bei 0,2-0,3% angesiedelte Konsensusprognose. Auf annualisierter Basis ergab sich ein Rückgang von 3,3% auf 0,5%. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Zuwachs bei 2,3% nach zuvor 2,6%. Der BIP-Deflator stellte sich auf -0,3% und bleibt damit Ausdruck der Verhaftung Japans in einem deflationärem Umfeld.

Zuletzt waren die Töne der Vertreter der japanischen Administration und der Bank of Japan hinsichtlich der japanischen Konjunkturentwicklung unverändert positiv. Im Hinblick auf das aktuell magere Wachstumsbild und die unveränderte Prägung durch ein deflationäres Umfeld besteht voraussichtlich Anpassungsbedarf in der Verbalakrobatik. Die Veröffentlichungen aus den USA hatten am Freitag im Hinblick auf die angespannte Lage an den globalen Finanzmarkt kaum Einfluss.

Die Importpreise nahmen per Juli im Monatsvergleich um 1,5% deutlich stärker als erwartet zu. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Anstieg um 2,8% nach zuvor 2,0%. Das "Treasury Budget", eine Teilmenge der gesamten öffentlichen Verschuldung, lieferte per Juli ein Defizit in Höhe von 36,3 Mrd. USD. In der ersten 10 Monaten des laufenden Fiskaljahres stellte sich das Defizit auf 157 Mrd. USD. Das entspricht einem Rückgang des Wachstums der Neuverschuldung um 34%.

Das verfassungskonforme Gesamtdefizit (Public Debt) nahm per Juli um 64,7 Mrd. USD zu. Seit Beginn des Fiskaljahres per 30.09.2006 bis zum 9.8.2007 akkumulierte sich ein Defizit in Höhe von 462,8 Mrd. USD. Im Vorjahr lag das Defizit im identischen Zeitfenster bei 515,5 Mrd. USD. Ergo lag der Rückgang des Wachstums der Neuverschuldung hier bei lediglich gut 10%.

Die Krise in den USA setzt sich fort. Der US Hypothekenfinanzierer Homebanc ist insolvent. Er verweist auf eine unhaltbare Geschäftsposition. Unter den Gläubigern befinden sich europäische Kreditinstitute. Mittlerweile sind 116 Immobilienfinanzierer in den USA seit November 2006 insolvent.

Für uns ist interessant, dass die Fed am Freitag bei den aktuell umfänglichen Liquiditätsspritzen der globalen Zentralbankgemeinde im Rahmen von Repos nun hypothekenbesicherte Anleihen als Sicherheit akzeptiert. Das darf als eine Facette der "Hubschrauberpolitik" von Herrn Bernanke interpretiert werden!

Die Folgen haben die internationale Finanzgemeinde erreicht. Einlassungen von Seiten der Politik und von Seiten der Zentralbanken, dass die Krise begrenzt sei, sind nicht aufrecht zu erhalten und können bestenfalls Vertrauen in die Politik und in die Zentralbanken unterminieren.

Aus den USA steht heute die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze per Juli an. Nachdem es im Vormonat zu einem deutlichen Einbruch auf Monatsbasis gekommen ist, unterstellen Analysten für den Berichtsmonat Juli einen Anstieg um 0,2%. Im Hinblick auf vermehrte Stresszustände der privaten Haushalte, deutlich werdend an zunehmender Finanzierung des täglichen Lebens via teuren "Revolving Credit" (Kreditkarten), sind negative Überraschungen nicht ausgeschlossen. Die Lagerbestände sollen per Juni um 0,50% zugelegt haben. Marktwirkung sollte von dieser Veröffentlichung nicht ausgehen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3550 - 1.3850 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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