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Edelmetalle Aktuell

23.08.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Verglichen mit der Volatilität des Goldpreises am Ende der vergangenen Woche war der Handelsverlauf in dieser Woche beim gelben Metall vergleichsweise ruhig. Nach der Abfassung unseres Berichts am letzten Donnerstag war das Gold vor dem Hintergrund der Hypothekenmarkt-Krise in den USA nämlich erst noch einmal deutlich gefallen. Der Tiefstkurs lag am Donnerstagabend am Ende bei 641 $ je Unze und damit über 6% unter dem Höchstkurs der letzten Berichtsperiode.

Die Maßnahmen der Notenbanken zur Stabilisierung der Finanzmärkte zeigten dann aber Wirkung und so erholte auch sich der Goldpreis bis zum Beginn dieser Woche wieder auf knapp 660 $ je Unze. Dieses Niveau wurde angesichts einer weiterhin guten physischen Nachfrage und der Tatsache, dass sich der Dollar wieder abschwächte, gestern dann sogar wieder überschritten. Heute Morgen notiert das Metall bei 663,50 $ je Unze und damit auf dem höchsten Niveau seit der ersten Erholung am letzten Freitag. Für die kommende Woche erwarten wir anfänglich einen Verbleib der Notierung zwischen 652 $ und 668 $ je Unze. Selbst wenn sich das Bild deutlich aufhellen sollte, scheinen Kurse über dem wichtigen charttechnischen Widerstand bei 680 $ erst einmal nicht sehr wahrscheinlich.

Eine potentiell eher etwas negative Nachricht kam gestern aus Südafrika. Hier haben sich die Bergbaukammer (als Vertreterin der Arbeitgeber) und die Gewerkschaften auf eine Anhebung der Löhne um bis zu 15% geeinigt. Jetzt müssen noch die Mitglieder der Gewerkschaften über den Kompromiss abstimmen, eine Zustimmung von dieser Seite scheint nach letzten Meldungen von heute Morgen noch nicht ganz sicher zu sein.

Der Rückkäufe der Minengesellschaften haben im vergangenen Quartal einen neuen Höchststand erreicht. Nach einem Bericht des Londoner Analysehauses GFMS wurden die noch offenen Positionen in Form von Termin– und Optionsgeschäften um insgesamt 5,2 Mio. Unzen (161 Tonnen) reduziert. Vor allem zwei Minengesellschaften seien für den starken Rückgang verantwortlich, nämlich Newmont Mining und Lihir. Sie hätten alleine fast 3,5 Mio. Unzen abgebaut. Während in den letzten Quartalen die Geschäfte noch weitgehend durch Barrick dominiert waren, verbreiterte sich im letzten Quartal damit die Zahl der aktiven Adressen deutlich, denn auch Buenaventura und AngloGold waren am Markt aktiv. Nur drei kleine Minengesellschaften haben im letzten Quartal ihre Absicherungspositionen ausgebaut, nämlich Western Goldfields, St. Barbara und Etruscan Resources.

Was das gesamte erste Halbjahr angeht, so GFMS, hätten die Minen ihre offenen Positionen netto um insgesamt 295 Tonnen verringert. Zwar handelte es sich bei dieser großen Menge nicht nur um aktive Rückkäufe, sondern auch auslaufende und nicht ersetzte Absicherungsgeschäfte fließen mit ein, nichts desto trotz dürften die Minen in diesem Zeitraum ein bedeutender aktiver Nachfrager auf dem Goldmarkt gewesen sein. Damit haben sie sicher einen Beitrag zu relativ stabilen Notierungen des gelben Metall in diesem Jahr beigetragen. Noch besteht die Möglichkeit, dass sich diese beschriebene Entwicklung weiter fortsetzt: Die jetzt noch ausstehenden Absicherungsgeschäfte der Minengesellschaften belaufen sich laut GFMS auf immerhin noch 34,2 Mio. Unzen (1.064 Tonnen).

Die Reduzierung der Terminsicherungsgeschäfte der Minen führt auch zu einer geringeren Nachfrage nach Leihegold und entsprechend haben sich die Aktivitäten der Zentralbanken in diesem Bereich in den letzten drei Monaten laut GFMS weiter verringert. Dafür bleiben die Notenbanken auf der Verkäuferseite aktiv. Im Juli hätten sie, so meldeten Nachrichtenagenturen in dieser Woche, den vergleichweise hohen Betrag von 67 Tonnen Gold verkauft. Zu den an dieser Stelle schon früher genannten spanischen Abgaben, gesellen sich nun zunehmend auch Verkäufe durch die schweizerische Notenbank, die alleine im Juli 34,1 Tonnen abgegeben habe. Acht Tonnen seien durch kleinere Verkäufe anderer Notenbanken zusammengekommen. Bis Ende Juli wurden durch die Unterzeichner des Goldabkommens der Europäischen Zentralbanken insgesamt 353 Tonnen verkauft. Für die letzten beiden Monate bis zum Ende des aktuellen Laufzeitjahres des Abkommens am 26. September bleibt damit noch eine mögliche maximale Restquote von 147 Tonnen. Wir glauben nicht, dass diese Menge noch auf den Markt geworfen wird (letzte Woche betrugen die Verkäufe gerade einmal 1,7 Tonnen), allerdings dürfte die Gesamttonnage des letzten Laufzeitjahres trotzdem deutlich überschritten werden.

Während die Zentralbanken weiter Gold verkaufen und auch der eine oder andere Anleger im nichtphysischen Bereich in den letzten zwei Wochen kalte Füße bekam, steigt die physische Nachfrage der Schmuckindustrie genauso wie jene von privaten Anlegern. Sowohl unsere Kollegen in Hongkong, wie auch wir selbst hier in Deutschland sehen diesbezüglich - sicher nicht zuletzt aufgrund der in jüngster Zeit gefallenen Preise - erheblich mehr Absatz als noch in den letzten Monaten. Bei Anlegern sind vor allem die von Heraeus angebotenen Investmentbarren mit einem Gewicht von 100 Gramm an aufwärts gefragt.

Auch aus Indien wird über eine verstärkte Nachfrage berichtet. Marktbeobachter gehen davon aus, dass in diesem Jahr bis zu 900 Tonnen Gold verkauft werden könnten. Dies wären bis zu 160 Tonnen mehr als im Jahr 2006.


  • Silber

Noch massiver als bei Gold fielen am letzten Donnerstag die Verlust bei Silber aus. Das Metall stürzte vor dem Hintergrund einer blinden Verkaufspanik bis auf 11,05 $ je Unze ab, und damit weit unter die 12er-Marke, die wir schon als schlechtestmöglichen Fall erwartet hatten. Auf dem Tiefstkurs hatte das Metall innerhalb von nur einer Woche 15% an Wert verloren. Dieser Verlust rief dann aber industrielle Verbraucher und physische Anleger auf den Plan und so setzte eine Erholung ein, die das Metall bis heute wieder knapp an die Marke von 12 $ heranbrachte.

In den kommenden Tagen sollte die Volatilität erst einmal weiter abnehmen, wobei die Tendenz angesichts eines sich wieder abschwächenden Dollars leicht nach oben zeigen könnte. Ein kurzfristiger Anstieg über die Chartmarke von 12.20 $ hinweg ist aber vor dem Wochenende nicht zu erwarten. Längerfristig bleiben wir ohnehin weiter negativ eingestellt. Bei den Beständen der Silber-ETFs hat sich in der letzten Woche nicht viel verändert, die verkaufte Menge bei dem wichtigsten dieser Produkte, dem in New York notierten i-shares-ETF lag zur Vorwoche unverändert bei 4.404 Tonnen.


  • Platin

Lonmin gab in dieser Woche bekannt, dass der am Sonntag begonnene und noch immer andauernde Streik in der Marikana-Mine in der südafrikanischen Nordwest-Provinz einen Produktionsausfall in Höhe von 3.400 Unzen Platin täglich bedeute. Insgesamt nähmen an dem, nach Ansicht von Lonmin illegalen Streik 26.000 Arbeiter teil, so die Gewerkschaft der Minenarbeiter, NUM. Erst im Juli hatte die Minengesellschaft aufgrund vorhergehender Streiks ihre Produktionsvorhersage für das laufende Geschäftsjahr von 960.000 - 1.000.000 auf 820.000 - 840.000 Unzen reduziert, vermutlich ist nun eine nochmalige Absenkung nötig.

Der Streik hatte auf den Marktpreis bisher noch keine positiven Auswirkungen. Dieser fiel angesichts der Hypothekenkrise in den USA zusammen mit den Notierungen auf zahlreichen anderen Finanzmärkten noch am letzten Donnerstag nach der Abfassung unseres Berichts auf zutiefst 1.218 $ je Unze zurück.

Auf diesem Niveau beruhigte sich dann die Lage aber, nicht zuletzt aufgrund einer aufkeimenden industriellen Nachfrage. Schon am Montag lag das Metall im japanischen Markt wieder über 1.240 $ je Unze. Bis heute Mittag driftete es dann aber in einem relativ engen Band zwischen 1.230 $ und 1.246 $ je Unze.

Was die Aussichten für die nächsten Tage angeht, wird nun viel davon abhängen, ob das Metall rasch und nachhaltig die Marke von $ 1.245 je Unze nehmen kann. Auf diesem Niveau liegt aktuell eine wichtige Chartlinie. Sollte sie durchbrochen werden, wären auch wieder Kurse von 1.260 $ je Unze und mehr möglich. Angesichts der Probleme bei der Förderung in Südafrika erscheint ein solches Szenario nicht völlig abwegig zu sein und der Abstand zwischen Platin und Palladium, das aktuell bei weitem nicht so gut aussieht, könnte sich dadurch noch mehr ausweiten.

Die Leihezinsen für Platin sind im Laufe dieser Woche etwas gestiegen, auch wenn das aktuelle Niveau auf längere Sicht immer noch vergleichsweise günstig ist. Der Grund für den Anstieg dürfte ein sensiblerer Umgang mit Kreditrisiken sein und damit eine direkte Folge der Krise bei den Hypothekenkrediten in den USA.


  • Palladium

Das Palladium setzte seine negative Entwicklung in den letzten Tagen fort und anders, als die übrigen Metalle konnte es sich zunächst erneut nicht von den Rückschlägen, die es erlitten hatte, erholen. Nach 330 $ je Unze am letzten Donnerstagmorgen fiel das Metall bis gestern auf nur noch 313 $ je Unze zurück und damit auf den tiefsten Stand seit dem 30. November 2006! Für die Verkäufe machten Händler vor allen angelsächsische Hedge- Fonds verantwortlich, die sich von spekulativen Pluspositionen getrennt hätten.

Das industrielle Interesse hat durch den Preisverfall bisher nur leicht zugenommen, aber zusammen mit vereinzelten Käufen einiger längerfristig orientierten Investoren konnte die Notierung in den letzten 24 Stunden wieder etwas zulegen. Aktuell liegt der Preis bei 326 $ je Unze.

Fundamental bleibt das Metall weiter angeschlagen und wir empfehlen industriellen Endverbrauchern zwar weiterhin, auf dem aktuellen Niveau rund um die Marke von 320 $ je Unze über Kurssicherungsgeschäfte, z.B. für die nächsten beiden Quartale nachzudenken, viel weiter, als bis zum März 2008 würden wir dabei vorerst aber nicht gehen.

Eigentlich erwarten wir zunächst eine Stabilisierung der Situation, deshalb auch obige Empfehlung. Sollte stattdessen jedoch in absehbarer Zeit der Tiefstkurs der letzten Woche durchbrochen werden, könnte der Preis wider Erwarten doch noch einen Anlauf in Richtung des Oktobertiefs bei knapp 290 $ nehmen.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium ließ die dramatischen Verluste bei den anderen Metallen erst einmal an sich abprallen und handelte die ganze Woche über stabil bei knapp $ 6.100 je Unze. Es gab dabei relativ kleine Umsätze auf beiden Seiten.

Die Zinsen haben sich weiter verbilligt und liegen jetzt bei 10 - 20%, auch ein Grund, warum der Kassapreis derzeit nicht nach oben blickt. Für die nächsten Tage erwarten wir jetzt erst einmal keine großen Veränderungen.

Ruhig war es auch beim Ruthenium, das bei 430 $ - 500 $ notierte, sowie bei Iridium, das bei 400 $ - 450 $ steht.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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