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Bekommt Inflation Dämpfer? - Ölpreisdeckel realistisch?

13.07.2022  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0036 (05:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0001 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,09. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137,63. EUR-CHF oszilliert bei 0,9858.

An den Finanzmärkten gibt es nur vereinzelt klare Tendenzen. Die Aktienmärkte bewegen sich auf aktuellen Niveaus seitwärts. An den Kapitalmärkten setzen sich Tendenzen fallender Zinsen in zarten Ansätzen durch. So rentiert die 10 jährige Bundesanleihe aktuell bei 1,13% (US-Treasury bleiben stabil bei 2,97%). Der Euro neigt weiter zur Schwäche. Gestern wurde zunächst erfolgreich das Niveau bei 1,00 verteidigt. Der Tagestiefstkurs bei 1,001 lieferte dennoch einen neuen 20 Jahres-Tiefstkurs. Die Edelmetalle, Währungen ohne Fehl und Tadel, bleiben unter Druck. Bekommt Inflation einen Dämpfer?

Die Frachtraten kommen unter Druck. Nachfolgender Chart belegt die Tendenzen eindrucksvoll. Dieser Sektor liefert ein Indiz für globale Entspannung. Leider wird diese Entspannung für die Eurozone durch den Verfall des Euros in weiten Teilen kompensiert.

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© Bloomberg/Zerohedge


Aber es ist nicht nur dieser Sektor, der auf globaler Ebene Entspannung signalisiert. Auch in Teilen des Rohstoffsektors ergeben sich aufmunternde Signale.

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Die global messbare Entspannung kommt durch die Abwertung des Euros um circa 13% seit Ausbruch der Ukraine-Krise nur ansatzweise bei uns an. Es gibt zwei maßgebliche Hintergründe der Euro-Schwäche, erstens die geografische Nähe zum Ukraine-Konflikt und zweitens die zögerliche Politik der EZB. Ich verweise auf den Datenpotpourri bezüglich weiterer Zinserhöhungen dritter Länder.


USA wollen mit Obergrenze Ölpreisanstieg Richtung 140 Dollar verhindern

Die USA werben für einen Ölpreisdeckel auf russische Lieferungen. Ansonsten könnte der Preis bis auf circa 140 USD steigen. Man wolle Ausnahmen vom verfügten Öl-Embargo gegen Russland zugestehen. Die Ausnahmen sollten Russland Öllieferungen unterhalb der noch festzulegenden Obergrenze erlauben. Im Raum steht eine Preisspanne zwischen 40 - 60 USD. Das könnte den Markt angeblich stabilisieren.

Kommentar: Hier wird deutlich, dass der globale Markt ohne Russland nicht auskommt. Es zeichnet sich eine Akzeptanz der Realitäten ab.

Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), sagte in Sydney, eine solche Maßnahme könne den Schaden für viele Volkswirtschaften begrenzen. Seine Hoffnung sei es, dass viele Länder mitzögen.

Kommentar: Das ist eher unwahrscheinlich. Gestern machte Brasilien gerade neue Verträge (u.a. Diesel) mit Russland. BRICS und weitere Wichtige Schwellenländer stehen an der Seite Russlands.

Gemäß US-Vorstellungen sollen Finanzdienstleistungen, Versicherungen und der Transport von Öl-Ladungen zusammengefasst werden. Logistik-Unternehmen oder Importeure sollen diese Dienstleistungen durchführen dürfen, wenn sie sich an eine Preisobergrenze für russisches Öl halten.

Kommentar: Was wird hier versucht? Handelt es sich um einen Eingriff in die "Souveränität der Märkte" neben einen Angriff auf Souveränität der Staaten, selbstbestimmt am Rohstoffmarkt zu agieren? Erwartet der Westen hier nicht eine Unterordnung dritter Länder? Nach Sichtweise der "USA & Friends" gibt es also zukünftig "gutes" Öl und "diskriminiertes" Öl.

Das stellt einen Bruch aller Regeln dar (regelbasierte Ordnung). Das Risiko, dass unliebsame Länder, die Rohstoffe liefern, zukünftig mit ähnlichen Maßnahmen rechnen dürften, sollte die Akzeptanz einschränken, denn wenn dieser Geist einmal aus der Flasche ist, wie bekommt man ihn wieder in die Flasche? Die Chance, dass der Deckel nicht kommt, ist hoch.



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutschland: ZEW-Stimmungsbarometer bricht ein

Der ZEW-Sentiment-Index kollabierte per Juli unerwartet von -28,0 auf -53,8 Punkte (Prognose -38,3). Das war der tiefste Indexwert seit Dezember 2011. Das Allzeittief dieses Index wurde im Juli 2008 bei -63,90 Zählern markiert (Historie bis 12/1991). Der ZEW-Lageindex sackte von zuvor -27,6 auf -45,8 Punkten (Prognose -34,5). Hier wurde der Tiefstwert seit April 2021 erreicht (Corona).


USA: Optimismus kleinerer Unternehmen taucht ab

Der vom NFIB ermittelte Business Optimism Index, der die Gemütslage kleinerer Unternehmen spiegelt, fiel per Berichtsmonat Juni von zuvor 93,10 auf 89,50 Punkte. Hier wurde der niedrigste Indexwert seit März 2013 erreicht

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Japan: Weitgehend Stabilität bei den Reuters Tankan Indices

Der von Reuters ermittelte Tankan-Index für das Verarbeitende Gewerbe verharrte per Juli bei 9 Punkten, während der Index für den Dienstleistungssektor von 13 auf 14 Zähler zunahm.


Zinserhöhungen: Ungarn, Südkorea und Neuseeland

Die Zentralbank Ungarns erhöhte die "Base Rate" gestern von bisher 7,75% auf 9,75%. Der Anlagesatz wurde von 7,25% auf 9,25% hochgesetzt. Die Bank of Korea hat den Leitzins von zuvor 1,75% auf 2,25% angehoben (Prognose 2,25%). Die Notenbank Neuseelands erhöhte den Leitzins erwartungsgemäß von zuvor 2,00% auf 2,50%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0870 - 1.0900 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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