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Ölpreise - wieder unter Druck

26.01.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Erholung der Ölpreise war nur von kurzer Dauer. Gestern gaben die Preise um mehr als 5% nach. Heute stehen schon wieder Verluste von 2,5% zu Buche. Sowohl Brent als auch WTI notieren damit wieder unter der Marke von 30 USD je Barrel. Ausgelöst wurde die neuerliche Verkaufswelle durch einen erneuten Anstieg der Risikoaversion. Zudem belasteten Nachrichten eines rekordhohen Ölangebots aus dem Irak.

So stieg die Ölproduktion im Süden des Landes laut irakischem Ölministerium im Dezember auf ein Rekordniveau von 4,13 Mio. Barrel pro Tag. Das entspricht einem Anstieg um knapp 500 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat. Hinzu kommt in den kommenden Monaten zusätzliches Öl aus dem Iran in ähnlicher Größenordnung, so dass das Überangebot am Ölmarkt gleich von zwei Seiten gespeist wird. Dass andere Länder wie Saudi-Arabien oder Russland ihre Produktion freiwillig drosseln, kann angesichts der großen Löcher in den Staatshaushalten ausgeschlossen werden.

Weiterhin Rätsel gibt das Verhalten der spekulativen Finanzanleger bei Brent auf. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 19. Januar um weitere 11,4 Tsd. auf 215,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, was dem dritten Wochenanstieg in Folge und dem höchsten Niveau seit Juli 2015 entsprach. Die Long-Positionen haben sogar das höchste Niveau seit Mai 2015 erreicht.

In den besagten drei Wochen ist der Brentölpreis um 25% auf weniger als 30 USD je Barrel gefallen. Die Anleger, welche auf eine Preiserholung gesetzt hatten, dürften auf entsprechend hohen Verlusten sitzen und in Preisanstiege hinein verkaufen. Dies könnte möglicherweise gestern das jähe Ende der Preiserholung mit ausgelöst haben.


Edelmetalle

Gold profitiert weiter stark von seiner Eigenschaft als sicherer Hafen und steigt heute Morgen auf rund 1.115 USD bzw. knapp 1.030 EUR je Feinunze. In beiden Fällen ist dies der höchste Stand seit Anfang November 2015. Schwache asiatische Aktienmärkte drücken die neuerliche Verunsicherung der Marktteilnehmer aus. Auch erwies sich die Ölpreiserholung als kurzlebig (siehe Energie), so dass die Risikoaversion wieder spürbar zugenommen hat. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten daher gestern den sechsten Tageszufluss in Folge.

Seit Jahresbeginn wurden die Bestände mittlerweile um 42 Tonnen aufgebaut. Wie schon in den letzten Tagen wurde auch gestern Silber von Gold mit nach oben gezogen, wobei es diesmal stärker zulegte als Gold. Heute Morgen kostet Silber gut 14,3 USD je Feinunze. Silber ist im Vergleich zu Gold aber nach wie vor günstig, wie das Gold/Silber-Verhältnis zeigt. Dieses liegt bei 78 und damit nur unweit des Mehrjahreshochs von August 2015.

China hat das niedrige Preisniveau offenbar genutzt und gerade in der zweiten Jahreshälfte deutlich mehr Silber importiert. Wie heute Morgen von der Zollbehörde veröffentlichte Daten zeigen, sind die Silbereinfuhren im Gesamtjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 25% auf 3.344 Tonnen gestiegen. Dies war zugleich das höchste Importvolumen seit vier Jahren. Da 2016 unseres Erachtens das vierte Jahr in Folge mit Angebotsdefizit am globalen Silbermarkt wird, sollte der Silberpreis im Jahresverlauf deutlich zulegen können.

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Industriemetalle

Schwache asiatische Aktienmärke und deutlich fallende Ölpreise belasten heute Morgen auch die Industriemetalle. Angesichts des Minus von 6% beim chinesischen Aktienindex CSI 300 halten sich die Verluste bei Kupfer, Nickel und Co. aber noch in Grenzen. Die heute Morgen veröffentlichten chinesischen Importzahlen bestätigen die vorläufigen Daten von vor knapp zwei Wochen. Gemäß Angaben der Zollbehörde hat China 2015 im Vergleich zum Vorjahr 12,5% mehr Kupferkonzentrat, 47,4% mehr Zinkkonzentrat und 4,8% mehr Bleikonzentrat importiert. Die hohen Einfuhren sind dabei wohl auf die hohen Schmelzkapazitäten im Land und die attraktiven Schmelz- und Verarbeitungsgebühren zurückzuführen.

Im Falle von Nickel hat China im letzten Jahr deutlich mehr Raffinade und Ferronickel eingeführt. In beiden Fällen haben sich die Importe mehr als verdoppelt. Dies dürfte zum einen daran liegen, dass der niedrige Nickelpreis die direkte Einfuhr von Raffinade, also dem höherwertigen Produkt, attraktiv gemacht hat. Zum anderen standen offenbar weniger Nickelerze zur Verfügung.

So hat China im Dezember von den Philippinen, seit dem Exportverbot in Indonesien größter Lieferant von Nickelerzen nach China, so wenig Material importiert wie seit Februar nicht mehr. Die Zahlen insgesamt belegen die robuste Nachfrage Chinas nach Metallen. Angesichts zahlreicher Infrastrukturmaßnahmen und der niedrigen Preise dürfte China auch im laufenden Jahr große Mengen Metalle nachfragen.


Agrarrohstoffe

Die Aussicht auf sinkende Exporte Russlands oder ein rasches Vorziehen von Importen durch Importländer ließ gestern die Notierungen für Weizen in Chicago um 1,3% und in Paris um 1,7% steigen. Medienberichten zufolge überlegt die russische Regierung, Änderungen an der Weizenexportsteuer vorzunehmen. Anders als vor einigen Monaten dürfte nun eher eine Verschärfung als eine Lockerung diskutiert werden. Diese soll zumindest solange gelten, bis im Sommer die neue Ware auf den Markt kommt.

Auch wenn die Preisentwicklung für russischen Weizen in US-Dollar ausgedrückt deutlich nach unten gerichtet ist: Aufgrund der Rubel-Abwertung verharren die lokalen Weizenpreise nach dem starken Anstieg im Sommer und Herbst 2015 noch immer auf hohem Niveau. Dies erhöht sowohl für die Verarbeiter als auch für Schweine- und Geflügelzüchter, die Weizen als Futtermittel einsetzen, die Produktionskosten. Höhere Fleischpreise an der Ladentheke sind aufgrund des Kaufkraftverlusts der Währung nur begrenzt durchzusetzen, so dass die Rentabilität der Tierhaltung leidet.

Auch höhere Brotpreise dürften nur schwer durchsetzbar sein. Die im Juli eingeführte Weizenexportsteuer - berechnet als 50% des zollrelevanten Preises minus 6.500 Rubel pro Tonne und mindestens 10 Rubel je Tonne - hat bisher die Exporte nicht nachhaltig verringert; zu stark ist der Anreiz zum Export, der von der schwachen Währung ausgeht. So erreichten die Getreideexporte Russlands im Dezember trotz der Weizenexportsteuer einen neuen Rekord.



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