Zwei Schritte vorwärts und einen zurück
Zwei Schritte vorwärts und einen zurück - so lässt sich das Geschehen an den internationalen Rohstoffmärkten derzeit wohl am treffendsten beschreiben. Die Gründe für diesen sehr unentschlossen anmutenden Handelsverlauf liegen da-bei jedoch auf der Hand. Nach wie vor befinden sich die Rohstoffmärkte in einem Spannungsfeld aus positiven Konjunkturmeldungen, steigender physischer Nachfrage, einem starken US-Dollar und hohen Lagerbeständen. Überlagert wird das allgemeine Stimmungsbild zudem von der immer wieder aufflammenden Diskussion rund um die griechischen Staatsfinanzen. Dass sich diese reichlich widersprüchliche Gemengelage rasch auflösen wird, ist gleichwohl eher unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz tasten sich die Rohstoffpreise mit der oben beschriebenen Schrittfolge langsam, aber stetig voran. 
Bestes Beispiel ist der Ölpreis, der zu Wochenbeginn mit rund 87 US-Dollar je Barrel den höchsten Stand seit 1 ½ Jahren erreichte und anschließend nur einen Teil der Gewinne wieder abgeben musste. Neue Jahreshöchststände vermeldeten zwischenzeitlich auch Kupfer (20-Monatshoch), Platin (21-Monatshoch) und Nickel (22-Monats-hoch), um nur einige zu nennen. Sollte sich diese Salamitaktik weiter fortsetzen, käme die viel zitierte 100-Dollarmarke im Öl oder gar ein neues Rekordhoch bei Kupfer durchaus noch im laufenden Jahr in Reichweite.

Die fundamentale Marktlage spricht freilich gegen obiges Szenario. Bereits heute sind die Preise zahlreicher Energierohstoffe und Industriemetalle den realwirtschaftlichen Gegebenheiten ein gutes Stück weit enteilt, wie allein der Blick auf die noch immer üppigen Lagerbestände von Öl, Kupfer, Aluminium und Co. belegt. Vor diesem Hintergrund scheint es an der Zeit für eine kurz-fristige Verschnaufpause. Denn erst wenn das Preisniveau die physische Angebots-Nachfrage-Situation an den Märkten adäquat wiedergibt, kann von einem nachhaltigen Rohstofftrend die Rede sein.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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