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Metalle profitieren von höherem Risikoappetit

02.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt am Morgen bei knapp 37 USD je Barrel nicht weit vom gestern verzeichneten 8-Wochenhoch entfernt. WTI gelang gestern der Sprung auf ein 4½-Wochenhoch von 34,8 USD je Barrel, hat sich von diesem in der Nacht allerdings wieder etwas entfernt, nachdem das American Petroleum Institute am Abend einen unerwartet kräftigen Aufbau der US-Rohölvorräte berichtete. Diese stiegen um 9,9 Mio. Barrel.

Auch die Rohölvorräte in Cushing legten deutlich um 1,8 Mio. Barrel zu. Damit dürfte auch die Erwartungshaltung des Marktes für die offiziellen Lagerdaten nach oben angepasst werden, welche heute Nachmittag vom US-Energieministerium veröffentlicht werden. Diese liegt laut einer Bloomberg-Umfrage "lediglich" bei einem Lageraufbau von 2,5 Mio. Barrel. Ein Anstieg in dieser Größenordnung würde die Preise daher vermutlich steigen lassen.

Wichtig für die weitere Preisentwicklung wird allerdings auch sein, ob sich der Trend einer fallenden US-Rohölproduktion die sechste Woche in Folge fortgesetzt hat. Dies wäre ein weiteres Signal, dass sich der Einbruch der Bohraktivität auf die Produktionszahlen niederzuschlagen beginnt. Auch die Internationale Energieagentur sieht die Aussichten für die Ölpreise anscheinend nicht mehr ganz so pessimistisch.

Ein führender Vertreter der IEA sprach gestern davon, dass die Ölpreise den Boden gefunden hätten und im Jahresverlauf moderat steigen sollten. Im Vorwort ihres Februar-Monatsberichts hatte die IEA den Preisanstieg seit Ende Januar noch mit großer Skepsis gesehen und angesichts des anhaltenden Überangebotes von gestiegenen kurzfristigen Abwärtsrisiken für die Preise gesprochen.


Edelmetalle

Gold kann im aktuellen von höherem Risikoappetit geprägten Marktumfeld seine Gewinne nicht verteidigen und notiert heute Morgen wieder unter 1.230 USD je Feinunze. Angesichts der festen Aktienmärkte, steigender US-Anleiherenditen, wieder zunehmender Fed-Zinserhöhungserwartungen und dem aufwertenden US-Dollar hält sich Gold aber noch relativ gut.

Unterstützt wird es wohl durch die anhaltenden ETF-Zuflüsse - gestern waren es wieder 10,8 Tonnen. Stark gefragt sind auch weiterhin Goldmünzen. So hat die US-Münzanstalt im Februar 83,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, viereinhalb mal so viel wie ein Jahr zuvor. In Australien wurden gemäß Daten der Münzanstalt in Perth mit 37,1 Tsd. Unzen 16% mehr Goldmünzen abgesetzt als im Vorjahr. Auch die Verkäufe von US-Silbermünzen waren im Februar stark und stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 58% auf fast 4,8 Mio. Unzen.

Palladium verteuerte sich gestern um 4,3% auf ein 2-Wochenhoch von rund 515 USD je Feinunze und verteidigt dieses Niveau heute Morgen. In den USA ist Daten der Ward’s Automotive Group zufolge im Februar die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate im Vergleich zum Vorjahr um 6,8% auf 17,43 Mio. Fahrzeuge gestiegen. Dies war zwar etwas weniger als erwartet, aber der höchste Februar-Wert seit dem Jahr 2000. Getrieben wurden die Verkäufe durch die niedrigen Benzinpreise und die niedrigen Zinsen sowie durch Kaufanreize rund um den Feiertag "Presidents Day".


Industriemetalle

Kupfer steigt heute Morgen auf ein 3½-Monatshoch von fast 4.800 USD je Tonne. Unterstützt wird es, wie auch die anderen Industriemetalle, von festen asiatischen Aktienmärkten, die auf einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeuten. Der Preisanstieg begann schon gestern, wozu überraschend gute Konjunkturdaten in den USA beitrugen. So blieb der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Februar zwar weiter unter der Marke von 50, ist aber stärker als erwartet auf ein 5-Monatshoch gestiegen. Im Januar zogen zudem die Bauausgaben spürbar an.

Gepaart mit zuvor schon berichteten besseren Konjunkturdaten deutet dies darauf hin, dass die US-Wirtschaft besser in das Jahr gestartet ist als bislang erwartet und das schwache vierte Quartal 2015 eine Ausnahme war. Dies spricht für eine robuste Metallnachfrage in den USA, welche hinter China der weltweit zweitgrößte Metallkonsument sind.

Der jüngste Preisanstieg der Metalle im Allgemeinen und von Kupfer im Speziellen war allerdings auch spekulativ getrieben. Denn gemäß Daten der LME zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer haben diese in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer deutlich ausgeweitet. Sie liegen aktuell auf dem höchsten Stand seit Anfang November. Damit hat sich hier mittlerweile Korrekturpotenzial aufgebaut und der Kupferpreis könnte kurzfristig wieder unter Druck kommen. Mittel- bis langfristig sprechen die Fundamentaldaten unseres Erachtens aber für höhere Preise.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen bröckeln weiter ab. Weizen kostete an der CBOT gestern zeitweise 445 US-Cents je Scheffel und damit so wenig wie zuletzt im Juni 2010. Der Maispreis handelt inzwischen bei weniger als 360 US-Cents je Scheffel auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte Januar. Gleiches gilt für den Sojabohnenpreis, welcher sämtliche Gewinne seit Mitte Februar wieder abgegeben hat und unterhalb von 860 US-Cents je Scheffel notiert.

Wie wir gestern geschrieben hatten, rechnet das USDA auch für 2016/17 mit keiner Angebotsverknappung. Dazu haben sich die Pflanzenbedingungen bei Winterweizen im wichtigsten US-Anbaustaat Kansas verbessert. Dies belastet die Preise ebenso wie der zuletzt wieder stärkere US-Dollar. Da sich gleichzeitig auch die Preise in Europa auf Talfahrt befinden, verstärkt sich der Wettbewerbsdruck für US-Getreide.

Kurzfristig dürften die Preise daher in der Defensive bleiben. Allerdings ist bereits sehr viel an preisbelastenden Nachrichten eingepreist, wie ein Blick auf die Positionierung der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer zeigt. Diese setzen verstärkt auf weiter fallende Preise. Die Netto-Short-Positionen bei Weizen liegen momentan auf dem höchsten Niveau seit Mai 2015, bei Mais auf dem höchsten Niveau seit Januar 2016.

Bei Sojabohnen kam es im Februar im Einklang mit dem zwischenzeitlichen Preisanstieg zwar zu einem Rückgang der Netto-Short-Positionen. Dieser dürfte inzwischen aber wieder korrigiert worden sein.

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